Die große Lüge Sicherheit…

Ist Sicherheit unser Ziel oder wahres Miteinander?

Die große Lüge Sicherheit…

Es gibt wenig zwischen Mensch und Mensch, das so viel Verbundkraft hat wie das Wort Sicherheit. Es ist noch nicht mal eine Abhängigkeit. Das Wort träfe mehr ein geschaffenes Bündnis, dem Verstand doch irgendwie bewusst zugänglich. Sicherheit ist ein Gefühl, das tief vergraben seine Wurzeln hat und sich also nur schwer identifizieren lässt. In seiner Auswirkung hat man die Chance, es zu erkennen. Das Bedürfnis, nicht abgelehnt zu werden etwa, ist ein Hinweis auf den Vertrag mit der Sicherheit. Oder der Wunsch dazuzugehören. Einer Familie oder Gruppe anzugehören.

Fakt ist - wir sind nicht dafür gemacht, Einzelgänger zu sein. Allerdings stellt sich die Frage, was uns dazu antreibt: Sicherheit? Und was bedeutet Gemeinschaft überhaupt? Ist es tatsächlich nur die Sicherheit, gemeinsam zu regelmäßigen Zeiten etwa Mahlzeiten einzunehmen, Sport zu treiben oder andere Rituale zu teilen? Oder ist es gar nicht die die äußere Form, die das Gemeinsame schafft, sondern viel mehr das, WAS uns verbindet. Also die Qualität?

In einem Familienverbund etwa ist es eine Art ungeschriebene Tradition, zu Weihnachten, Geburtstagen und anderen Familienfesten zusammenzukommen. Alleine der gemeinsame Name verpflichtet. Auf dieser Idee von Familie ist das gesamte Erbrecht unserer Nation aufgebaut. Blutslinien bilden den Weg der Versorgungsverpflichtung.

Was aber, wenn ich mit denen, die meine Blutslinie säumen, so gar nichts gemeinsam habe? Oder auch, dass ich einem Bild zugeordnet werde, was einen guten Juristen ausmacht, sobald ich diesen Beruf ergreife? Oder wie ich mich im Sportverbund einzureihen habe, damit ich zum Verein gehöre. Es sind zunächst Regeln, die die Form bedienen. Nichts weiter. Was ich bin, spielt dabei zunächst überhaupt keine Rolle. WER ich bin im Sinne von:

  • was habe ich bisher geleistet
  • erfülle ich die Anforderungen der Gemeinschaft
  • bringe ich die Noten
  • gehöre ich zur Familie das zählt.

Aber was sagt das über mich aus? Was sagt das tatsächlich über die Verbindung zwischen mir und den anderen aus?

Ehrlich gesagt: gar nichts. Außer dass wir es geschafft haben, uns in einem Ritual zu vereinigen, das geschaffen wurde, um Zugehörigkeit definierbar zu machen. Ein Blick in die Geschichte macht hier vielleicht Sinn: Im Verbund ist man versorgt, wird gegen Angreifer verteidigt und nicht vor die Tore der Stadt gejagt. Man wird gegebenenfalls verteidigt, beschützt, aufgenommen.

Was aber, wenn für all diese Sicherheit nicht Wahrheit, Liebe, Freude, ehrliche Harmonie das Fundament sind? Kaum erfüllt man eine Regel der entsprechenden Verbindungen nicht mehr, weil man sie für sich etwa in Frage gestellt hat, wird man selbst angezweifelt, ausgeschlossen, abgelehnt. Wie wahr ist also diese Form der Brüderlichkeit?

Mal ehrlich: wer hat sich noch nie mit dem Gedanken gewunden, irgendwo nicht hingehen zu wollen - Weihnachten bei der Familie etwa, die Feier im Büro oder die Karnevalsveranstaltung im Sportverein - nur um nicht anzuecken, aufzufallen oder Konflikte auszulösen? Andere wiederum ziehen sich aus allem gänzlich zurück und können dann den Rest der Menschheit sowieso nicht mehr leiden. Kommen alleine klar.

Was aber wären wir ohne die anderen, wenn sie eine wahre Reflexion für uns anbieten? Etwa die ehrliche Frage nach dem „Wie geht es dir?“ Wir sind nicht nur zum Überleben hier. Wir sind am Ende dazu hier, um gemeinsam wieder in dieselbe Richtung zu gehen. Wahrheit ist nur da, wo sie für alle gültig ist - und nicht nur für Lobbyisten, Einzelinteressen oder Machtträger.

Was wenn es nicht darum geht, gemocht zu werden, sich vor anderen zu beugen oder sich zu erhöhen. Wenn wahre Brüderlichkeit bedeutet, im Wir zu leben und zu denken statt im Ich. Wenn Brüderlichkeit also auf Achtsamkeit und dem Weg des Zusammenhangs zwischen uns aufgebaut ist, gemacht dafür, dass alle auf dieser Straße laufen.

Wenn der Weg davon gesäumt ist, dass in Grüppchen versucht wird, „das Rennen zu machen“ - wird doch schnell klar, dass dabei nur Alle verlieren können.

Die Idee einer Zielgeraden, die es als Erster zu erreichen gilt, ist begrenzt und hat mit Brüderlichkeit wenig zu tun. Es ist die Droge Wettbewerb, die uns dazu antreibt. Und damit kommt auch das Bedürfnis nach Sicherheit. Wenn sich nämlich Teams gegenüberstehen, es um Kampf und Konkurrenz - Zugehörigkeit in Partei und Familie, Recht und Unrecht geht - reden wir schlicht über die Ent-zwei-ung von Brüderlichkeit. Nicht Eins. Sondern Zwei. Und schon gibt es Wettbewerb, Macht, Korruption, Neid, Eifersucht - Vergleich… Im Eins - alle auf demselben Weg - gibt es Inspiration, Reflexion, Unterstützung, Wertschätzung - Luft zum Atmen statt Druck zu funktionieren.

Wie wahr ist es also, sich in einem Modell nach Sicherheit umzusehen, das auf Konkurrenz und Macht aufgebaut ist…?

Ist es nicht vielmehr die größte Lüge, der wir je unterliegen konnten? Die einzige „Sicherheit“ - wenn Sie so wollen - die je gegeben ist, ist dass wir Alle eines Tages gemeinsam da ankommen, wo es nur noch Eins gibt. Und nicht mehr Zwei.

Alles, was also dieser Qualität entspricht, was den Weg des Wir spürbar werden lässt - im Hier und Jetzt - ist ein Hinweis darauf, dass Sie der Lüge auf der Schliche sind. Selbst bereit, sie aufzudecken und der Wahrheit - der gemeinsamen - entgegen zu treten und zu leben.

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  • Von Christina Hecke

  • Foto: Dean Whitling, Brisbane based photographer and videographer of 12 years.