Galileo Galilei

Galileo Galilei war ein herausragender Mathematiker, Astronom und von Natur aus ein Philosoph, der einen großen Beitrag zur Wissenschaft und insbesondere zur Entwicklung des heliozentrischen Modells von Kopernikus geleistet hat. Er spielte eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Revolution und Albert Einstein nannte ihn den „Vater der modernen Wissenschaft". Sein Beitrag zu unserem Verständnis des Universums bestand nicht nur in seinen bedeutenden Entdeckungen, sondern auch in den von ihm entwickelten Methoden und dem Einsatz der Mathematik zu deren Nachweis.

Er war ein zu seiner Zeit sehr bekannter und geachteter Wissenschaftler und eng mit Papst Urban VIII. befreundet. Der Papst pflegte ausgiebige philosophische Diskussionen mit ihm, aber am Ende opferte er seine Freundschaft mit Galilei, um seine eigene Position zu sichern.

Galilei wurde 1564 in Pisa, Italien geboren. Sein Vater, Vincenzo Galilei, war ein bekannter Musiker, Komponist und Musiktheoretiker in der Tradition von Pythagoras. Seinem Vater mag es zu verdanken sein, dass er den Grundstein gelegt hat, für Galileis Herangehensweise an die Mathematik und seine Offenheit für Experimente und Beobachtungen. Tatsächlich entwickelte Galilei selbst ein starkes Interesse an den Lehren Pythagoras, und es wird von Blavatsky in Isis Unveiled[1] angedeutet und in den zwischen A.P. Sinnett und Koot Hoomi im 19. Jahrhundert verfassten Mahatma-Briefen[2] bestätigt, dass er möglicherweise im Besitz eines Originalmanuskripts von Pythagoras war, aus dem einige seiner mathematischen und astronomischen Theorien abgeleitet wurden.

„Die Philosophie steht in jenem großen Buch geschrieben, das kontinuierlich offen vor unseren Augen liegt (ich meine das Universum), das man aber nicht versteht, wenn man nicht zuerst die Sprache studiert und die Zeichen kennt, in denen es geschrieben ist. Die Sprache dieses Buches ist mathematisch, und die Schriftzeichen sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren."

The Assayer, 1623 von Galileo Galilei

Galilei studierte zunächst Medizin an der Universität von Pisa, wo er mit dem Weltbild Aristoteles, dem führenden wissenschaftlichen Ansatz seiner Zeit, in Berührung kam: Er bereitete sich darauf vor, die Philosophie Aristoteles` zu lehren, gab diese Lehre jedoch bald auf, nachdem er Studien über Bewegungsmechanik begonnen hatte, welche er in den folgenden zwei Jahrzehnten kontinuierlich weiterführte. In seinem Manuskript Traktat De motu („Über die Bewegung") vertrat er einen archimedischen Ansatz, der ihn bei seinen Kollegen unbeliebt machte, da er im Gegensatz zu den aristotelischen Ansichten seiner Zeit stand. Es gelang ihm jedoch, den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität von Pisa zu erhalten, wo er von 1589 bis 1592 lehrte. Danach zog er nach Padua, wo er zunächst an der Universität lehrte und später eine Stelle am Hof der Familie Medici einnahm.

Im Jahr 1609 erfuhr er von einer Erfindung, die von Brillenmachern in den Niederlanden gemacht worden war, mit der man weit entfernte Dinge so sehen konnte, als wären sie ganz nah. Er fand schnell heraus, wie das Instrument funktionierte und baute sein eigenes Fernrohr, das er zunächst an venezianische Kaufleute verkaufte, um etwas Geld zu verdienen. Diese benutzten es zum Erspähen von Schiffen. Galilei entwickelte die Technologie weiter und baute ein Fernrohr mit zwanzigfacher Vergrößerung, dass er zur Beobachtung der Sterne benutzte und auch an viele Höfe und Kleriker verteilte, die von seinen Beobachtungen ebenso fasziniert waren.

Durch seine Beobachtungen der Sterne fand er heraus, dass die Venus Phasen wie der Mond hatte, was darauf hindeutete, dass sie sich um die Sonne dreht, was die aristotelische Lehre, dass die Erde im Zentrum des Universums steht, widerlegte. Außerdem entdeckte er vier Monde, die sich um den Jupiter drehten, was ihn weiterhin von dem kopernikanischen heliozentrischen Modell überzeugte. Im Jahr 1613 veröffentlichte er seine Beobachtungen von Sonnenflecken, die wiederum die aristotelische Lehre, dass die Sonne in gewisser Hinsicht „perfekt" sei, widerlegte. Damals wurden Sonnenflecke auch als ein böses Omen interpretiert.

Die katholische Kirche mischte sich zwar nur ungern in die Wissenschaft ein, war aber in einer zwiespältigen Position, und schließlich setzte sie 1616, mehr als 70 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung, Kopernikus' Buch De revolutionibus orbium coelestium 1543 („Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären") auf ihren Index und erklärte es zur Ketzerei, wobei jedem, der es befürwortete, mit Inquisition und Folter gedroht wurde. Aufgrund seines hohen Ansehens in der Gesellschaft und seiner engen Freundschaft mit dem Papst blieb Galilei jedoch zunächst unbehelligt: Obwohl er vor der Inquisition erscheinen musste, entkam er mit der bloßen Warnung, das Kopernikanische Modell als rein hypothetisch zu betrachten.

Galilei fuhr jedoch fort, sein Buch Dialogo sopra i due massimi sistemi del Mondo, Tolemaico e Copernicano 1632 („Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische“), zu schreiben, wohl wissend, dass er damit seine enge Verbindung zum Papst und alle Annehmlichkeiten und Sicherheiten, die ihm diese bot, gefährdete. Ungeachtet dessen legte er mehr Wert auf die Wahrheit und darauf, sie zum Ausdruck zu bringen, damit die gesamte Menschheit sie erfahren konnte. Obwohl er damals noch die Unterstützung des Papstes hatte, wusste er, dass seine Lehre innerhalb der katholischen Gemeinschaft nicht akzeptiert werden konnte und dass der Papst daher gezwungen sein würde, die Freundschaft zu beenden, um seine eigene Position zu retten. Galilei wusste, was passieren würde und machte trotzdem weiter; die Wahrheit war ihm wichtiger als sein persönlicher Komfort.

Das Buch selbst ist ein brillianter Diskurs zwischen drei Personen: eine Person unterstützt die heliozentrische Theorie des Universums von Kopernikus, eine andere Person argumentiert dagegen, und eine weitere Person ist unparteiisch. Obwohl Galilei behauptete, die Dialoge seien neutral, waren sie es eindeutig nicht, denn der Verfechter des aristotelischen Glaubens wirkte wie ein Einfaltspinsel, der sich in seinen eigenen Argumenten verhedderte. Dennoch überstand das Werk die Zensur und wurde 1632 veröffentlicht... doch kurz darauf wurde Galilei erneut der Ketzerei beschuldigt und vor die Inquisition in Rom gestellt.

Es heißt, der Papst sei wütend darüber gewesen, dass die Kirche und somit auch er selbst als Einfaltspinsel hingestellt wurde, aber das war sicher nicht der Hauptgrund für die Verurteilung Galileis, den er sehr verehrte. Was man in diesem Zusammenhang bedenken muss, ist die Tatsache, dass die Jesuiten in direkter Konkurrenz zu Galilei standen, und ihre heftige Eifersucht auf ihn spielte eine große Rolle für den weiteren Verlauf seines Lebens. Galilei schreibt in einem Brief an Kepler (ein anderer Mathematiker der Renaissance, der einen ähnlichen Status wie Galilei hatte):

„Mein lieber Kepler, ich wünschte, wir könnten über die beachtliche Dummheit der allgemeinen Herde lachen. Was sagst du zu den führenden Philosophen dieser Akademie, die von der Sturheit eines Esels erfüllt sind und weder die Planeten, noch den Mond, noch das Fernrohr betrachten wollen, obwohl ich ihnen tausendmal freiwillig und ausdrücklich die Gelegenheit dazu gegeben habe? Wahrlich, so wie der Esel nicht hören will, so verschließen diese Philosophen ihre Augen vor dem Licht der Wahrheit.“

Worauf sich Galilei bezog, ist das Argument der Gelehrten, dass die Erkenntnisse ohne das Fernrohr nicht bewiesen werden können, dass sie sich nur im Inneren des Fernrohrs befänden und dass man dem Instrument daher nicht trauen könne. Galilei konnte damals noch nicht die genaue mathematische Formel für die Funktionsweise des Fernrohrs beweisen.

Die Jesuiten übten großen Druck auf den Papst aus, um die von Galilei ausgehende Bedrohung der wissenschaftlichen Revolution in Rom zu unterbinden, die die ohnehin schon geschwächte Position des Papstes durch das zunehmende Anwachsen der Protestanten in Europa gefährdete; in dem Versuch, seine Autorität unter ihnen wiederherzustellen, rief er den Wissenschaftler ein zweites Mal vor die Inquisition in Rom. Diesmal kam Galilei nicht mit einer bloßen Verwarnung davon, sondern er wurde der Ketzerei angeklagt, mit allen Konsequenzen, die dies nach sich zog.

Der Papst wollte Stellung beziehen und seine Autorität geltend machen, um den Gläubigen zu versichern, dass er bereit war, die Angelegenheiten der Kirche über seine Freundschaft und persönliche Liebe zu Galilei und seinen Lehren zu stellen. Galilei wurde mehrmals verhört, und obwohl er nicht inhaftiert wurde, war er sich sehr wohl bewusst, dass Folter und Tod die unausweichliche Folge sein würden, wenn er nicht nachgab. Ob ihm nun die Folterinstrumente gezeigt wurden oder nicht, Galilei hielt der Bedrohung seines Lebens nicht stand, und zur großen Bestürzung seiner Schüler widerrief er seine Schriften und wurde unter Hausarrest gestellt, wo er für den Rest seines Lebens unter strenger Beobachtung durch die römisch-katholische Kirche blieb. Galilei arbeitete weiter bis zu seinem Tod im Jahr 1642. Obwohl er in seinen späteren Jahren erblindete, führte er die Arbeit mit seinen Schülern fort und konnte viel zur Wissenschaft beitragen. Und obwohl er damals nicht den Mut hatte, für das einzustehen, was er für wahr hielt, da sein Wille letztendlich von der Kirche gebrochen wurde, so ebnete er doch den Weg dafür, dass das kopernikanische Modell zur akzeptierten Weltsicht wurde, wofür er heute noch verehrt wird.

Er war und blieb ein wahrer pythagoreischer Philosoph und Mathematiker, der die Lehren im Europa der Renaissance verbreitete, zu einer Zeit, in der man damit sein Leben riskierte. Er kannte aber die Wahrheit, die höhere Weisheit und die Verbindung zu Gott, die ein wahres Studium der Mathematik anbot: „Ich sage, dass die Wahrheit, von der wir durch mathematische Demonstrationen Kenntnis erlangen, dieselbe ist, die die göttliche Weisheit kennt." (Dialog der großen Weltsysteme).

Die römisch-katholische Kirche hat 350 Jahre gebraucht (1992), um die Verfolgung von Galilei zu revidieren und eines der vielen schändlichen Unrechte, die sie der Menschheit angetan hat, zu berichtigen.


Referenzen:

  • [1]

    ’Isis Unveiled, Helena Blavatsky, S.238, in der Fußnote: Einige kabbalistische Gelehrte behaupten, dass die griechischen Originalsätze des Pythagoras von Sextus, die heute als verloren gelten, zu jener Zeit noch in einem Kloster in Florenz existierten und dass Galilei mit diesen Schriften vertraut war. Sie fügen außerdem hinzu, dass die „Abhandlung über die Astronomie“, ein Manuskript von Archytas, einem direkten Schüler des Pythagoras, in dem alle wichtigen Lehren ihrer Schule niedergeschrieben waren, im Besitz von Galilei war.

  • [2]

    Die Mahatma-Briefe an A.P. Sinnett, Brief Nr. 23b (3): Wann immer entdeckt wird, dass „es wahrhaftig so ist", wird die Entdeckung demjenigen zugeschrieben, der die Beweise bestätigt hat - wie im Fall von Kopernikus und Galilei, wobei letzterer sich jedoch nur des pythagoreischen MSS (Theorem) bedient hat.


Frei übersetzt aus dem Englischen. Originalartikel: Galileo Galilei

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