Der Sinn unserer zwischenmenschlichen Beziehungen

Zwischenmenschliche Beziehungen sind wichtig für unsere Evolution.

Der Sinn unserer zwischenmenschlichen Beziehungen

Zwischenmenschliche Beziehungen sind eine unausweichliche Tatsache unseres Mensch-seins. Niemand ist allein. Selbst diejenigen, die sich an einem isolierten Ort in die Einsamkeit zurückziehen, haben zunächst das Zusammensein mit anderen erlebt, sind mit ihnen aufgewachsen und zum großen Teil durch die Interaktionen mit anderen zu dem geworden, was sie als Erwachsener sind.

Irgendwann als junger Erwachsener glauben wir, dass wir vollständig entwickelt sind, ein selbständig funktionierender Mensch mit bestimmten Erfahrungen, Ansichten, und Glaubensmustern, mit denen wir uns identifizieren. Und in unseren Beziehungen mit anderen agieren und reagieren wir von dieser Identifikation her. Wir streben danach, unsere gut funktionierenden gewohnten Verhaltens- und Glaubensstrukturen unverrückbar zu halten oder sogar noch zu verstärken, die nicht so guten zu verbessern und glauben somit, unabhängig von anderen zu sein - wir sind überzeugt, Herr oder Frau unserer eigenen sicheren inneren Welt zu sein.

Dieses Streben nach Sicherheit in unserer Identifikation hat den Effekt, dass wir uns anderen gegenüber oft nicht wirklich öffnen können. Wir versuchen offen und ehrlich zu sein, aber nur wenn es sich sicher anfühlt.

Wir wollen unangenehmes Auffallen, Konfrontationen oder Ablehnung vermeiden und sind daher fast ständig sehr vorsichtig und haben gelernt eine recht gute Fassade vor uns her zu tragen, um unsere Empfindsamkeit und Verletzbarkeit zu verstecken und zu schützen. Da wir aber nun mal alle unsere eigenen Meinungen und Ansprüche haben, sind in diesem Modell Konfrontationen, Missverständnisse und Gefühle von Verletzung unausweichlich.

Wir haben z.B. oft einen scheinbar unwiderstehlichen Drang danach, Recht zu bekommen oder zu behalten und vielen Menschen fällt es ungemein schwer, einen Fehler zuzugeben. Dieser Drang ist manchmal sogar stärker als die Liebe, die in Beziehungen füreinander da ist. Im Endeffekt ist es dieser Drang aufs Recht-haben, ob es nun um eine persönliche, religiöse, ökonomische oder kulturelle Ansicht geht, der Disharmonie, Streit und Krieg über den ganzen Globus verbreitet.

Ich habe mich in letzter Zeit sehr aufmerksam beobachtet. Mir ist aufgefallen, dass sich bei mir die gleichen Konfrontationen und Verteidigungsmechanismen immer wiederholen, und dass es bei anderen Menschen sehr ähnlich abläuft.

Der Drang nach Recht-haben war in mir früher sehr groß. Ich konnte es weder verstehen noch akzeptieren, dass andere Menschen meine doch sehr logische und meiner Meinung nach, wahrheitsgetreue Anschauung nicht teilten. Also verbiss ich mich richtig darin, andere von meiner Wahrheit überzeugen zu müssen, was weder mir noch meinem Gegenüber gut tat, denn es fühlte sich an wie eine schwere, erschöpfende Schlacht.

Inzwischen habe ich vieles über zwischenmenschliche Beziehungen gelernt. Ich habe gelernt, dass wir uns alle auf verschiedene Weise und in unserem eigenen Tempo weiterentwickeln und sich unsere Ansichten und Verhaltensweisen entsprechend verändern können. Durch eine immer ehrlicher werdende Selbstbeobachtung verstehe ich nun, warum ich so oder so auf Situationen oder Verhaltensweisen anderer reagiere. All die Menschen in meinem Leben, von Familie, Kollegen oder Mitschülern bis zu dem Nachrichtensprecher im Fernsehen, reflektieren mir etwas und bringen Aspekte in mir zum Vorschein, die ich mir anschauen kann. Manchmal werden Knöpfe in mir gedrückt, die von alten Verletzungen herrühren oder ich mache Assoziationen zu Situationen von früher und reagiere dann von daher, anstatt die Situation unbeeinflusst zu beobachten. Wenn ich genau hinschaue, ist es eigentlich ein ständiges hin und her von Eindrücken von außen und meinen Reaktionen darauf.

Durch das Studium und der Anwendung der Alterslosen Weisheit in meinem täglichen Leben weiß ich nun, dass meine Individualität und all die Strukturen, die ich angenommen und aufgebaut habe, um diese zu untermauern und zu erhalten, nicht meine wahre Natur sind.

Denn tief in mir ist eine bedingungslose Liebe und Harmonie, frei von allen äußeren Einflüssen.

Das ist die Natur aller Menschen, man kann es in den Neugeborenen noch ganz klar sehen und fühlen, nur können wir es in unserer Welt, die diese Qualitäten fast nirgendwo widerspiegelt oder unterstützt, sehr schwer aufrecht erhalten. Wir lernen früh, uns den Erwartungen der Welt anzupassen. Aber jetzt, durch das Erforschen meiner-selbst, mit der Bereitschaft zu absoluter Ehrlichkeit und besonders mit Hilfe der esoterischen Heilmethoden, habe ich meine wahre Natur wiederentdeckt, meine Essenz. Sie liegt unberührt für immer und ewig im Innersten eines jeden Menschen. Nun habe ich das als meine Basis, fühlbar in meinem Körper, und all diese Schutz- und Verhaltensstrukturen, die ich im Laufe meines Lebens angenommen habe, stehen ganz klar im Kontrast dazu.

Ich habe erkannt, dass ich zwischen zwei Reaktionsweisen wählen kann – entweder reagiere ich von meinen Emotionen, Einstellungen, Wünschen, Erwartungen und Ideen her oder von der Basis meiner inneren Essenz, ohne Urteil oder irgendein Wollen. Ich sehe, dass jede Situation eine Möglichkeit zu wachsen ist, und dass jeder Mensch gleichwertig ist, egal wo er gerade im Leben steht.

Früher kannte ich nur die emotionale Art, die von unserem Drang nach Individualität und Sicherheit geleitet wird. Von da reagiere ich mit Ungeduld, Verteidigung, Verletztheit, Urteil, Nervosität oder auch Befriedigung, freudiger Aufregung – der ganzen großen Palette der menschlichen Emotionen und allem, was der Gratifikation meines eigenen persönlichen Weltbildes dient.

Eigentlich ist es ganz einfach - alles was sich nicht so anfühlt wie meine innere Liebe und Harmonie, was nicht im Einklang damit ist, ist nicht wer ich wirklich bin.

Aber niemand kann perfekt sein und ich erkenne oft, dass ich in Reaktion zu jemandem oder etwas bin und bemühe mich dann so ehrlich wie möglich, das dahinterstehende Thema zu klären. Ich kann mit dem Betroffenen darüber sprechen, wenn die Situation es erlaubt oder mit jemand anderem. Meine Erfahrung ist, dass wir Menschen uns gerne gegenseitig helfen und unterstützen, irgendwo in unserem Umfeld steht meistens Hilfe bereit, wenn wir sie brauchen. Wir können mit Hilfe anderer, unsere Verhaltens- und Glaubensstrukturen klären, so dass wir unseren Mitmenschen mit Ehrlichkeit, Offenheit, Verstehen und Liebe begegnen können, anstatt ein Pingpong-Spiel der Meinungen und Emotionen einzugehen.

Ohne die Interaktionen mit meinen Mitmenschen würden mir all die Aspekte, die mein wahres Ich ausmachen und alles, was ich in meinem Leben als Schutz, Glaube oder Identifikation angenommen habe, gar nicht bewusst werden.

Unsere Mitmenschen spiegeln uns viel mehr wider, als wir meinen. Jeder von uns ist ein gleichwertiger Teil des Universums, wir sind alle ein Funken Gottes und haben die Fähigkeit, unsere göttlichen Qualitäten auszustrahlen und eine klare Weisheit auszudrücken. Manchmal erleben wir das bei Kindern oder bei bestimmten Menschen, die sich von dem Gespinst der menschlichen Emotionen und Glaubensstrukturen befreit haben. Es kommt auch oft einfach mal vor, dass ein Mensch für einen Moment im Kontakt mit seiner inneren Göttlichkeit ist und etwas sagt oder tut, das uns inspirieren kann. Diese Reflektionen der inneren Liebe, Harmonie und Weisheit ermöglichen es dann, dass wir uns unserer eigenen Göttlichkeit wieder bewusst werden.

Diese wundervolle „Einrichtung“ Menschheit hat all die Antworten in sich. Wir sind nicht als Einzelstehende geschaffen. Wir sind ständig miteinander verbunden, und zwar auf eine energetische Weise. Alles, was zwischen uns passiert, hat eine Ursache, einen Sinn und eine Wirkung.

Der Sinn und Zweck unseres Zusammenseins als Menschheit ist, gemeinsam zu lernen und zu wachsen. Wir sind nicht hier, um als Individuen zu funktionieren, sondern um für uns selbst und miteinander viel, viel tiefer zu gehen und unser komplettes inneres Sein zu erforschen. All die gegenseitigen Reflexionen, ob nun negativ oder positiv empfunden, sind Einladungen, etwas in uns zu erkennen. Jeder von uns ist wichtig in diesem Prozess des Lernens, denn jeder sagt, tut oder reflektiert die ganze Zeit etwas, das immer für jemand anderen von Bedeutung ist.

Wenn man unsere zwischenmenschlichen Beziehungen so sehen kann, ist es nicht nur ein Anstoß zu mehr Verantwortung, sondern viel mehr eine Einladung zu mehr gegenseitiger Wertschätzung, mit dem Erkennen, dass jeder etwas Wichtiges zum Ganzen beiträgt, und besonders ist es eine Einladung, unsere Gemeinsamkeit zu feiern. Was uns alle ausmacht, wenn man einmal all die Schutzstrukturen, die wir zu brauchen glauben, durchschaut - ist Liebe, Zartheit, Harmonie und eine Gott-gegebene innere Weisheit.

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  • Von Regina Perlwitz

  • Foto: Steffi Henn