Kannst du mir einen Gefallen tun?
Kannst du mir einen Gefallen tun?
Wie oft hören wir diese Frage im Alltag?
Mich hat diese Frage schon immer irritiert, weil ich es unangenehm fand, jemandem etwas zuzusagen, wovon ich noch gar nicht weiß, was es überhaupt sein soll.
Die Frage impliziert ja, dass man sich zu etwas bekennt, bevor man weiß, was der andere einen fragt, um ein Bedürfnis eines anderen zu stillen. Meine Antwort lautete daher meistens: „Kommt drauf an, was“.
Was ist das überhaupt? Ein Gefallen? Und wieso wollen oder müssen wir uns gegenseitig gefallen?
Gefälligkeit impliziert, wenn du etwas tust, was mir gerade wichtig ist oder ich benötige, dann finde ich Gefallen an dir. Du tust etwas für mich = ich mag dich.
Was die eigentliche Agenda eines Gefallens aufdeckt, denn es ist ein wenn - dann Gefüge. Es stimmt einem Deal und einer Abhängigkeit mit dem außen zu - wenn ich etwas erfülle, dann werde ich gemocht.
Nehmen wir das Beispiel einer Bewerbung für einen Job: eine Person hat ein Bewerbungsgespräch für eine Position in einer Firma und möchte gerne den Job bekommen.
Eine typische Situation, in der wir gefallen wollen und anerkannt und gewollt sein wollen. Verständlich, wir möchten ja den Job. Was ist jedoch, wenn es darum gar nicht geht?
Feinfühlig wie wir sind, fühlen wir schnell, was unser Gegenüber braucht oder möchte. In diesem Beispiel mag es sein, dass es eine sehr resolute Person oder eher devot agierende Person ist, was auch immer wir bei dem Arbeitgeber fühlen und wahrnehmen, was für ihn passen würde.
Die Frage ist: machen wir uns passend in dieser Situation, so dass wir dem Bedürfnis unseres eventuell neuen Arbeitgebers entsprechen, damit gefallen und die Chance, den Job zu bekommen, steigern oder bleiben wir bei unserer Wahrheit, was wir für Qualitäten mitbringen, wer wir wirklich sind und dass dies das Paket ist, was er einkaufen würde?
Ist, den Job um jeden Preis zu bekommen, unser primärer Fokus und Ziel oder fühlen wir tatsächlich, ob jemand uns wertschätzt und möchte. Mit allem was wir sind.
Ja, es braucht den Lebenslauf und diverse Parameter, aber wenn es nur darum ginge, könnten ja, wenn es zwei Bewerber mit dem identischen Lebenslauf gäbe, beide gleichermaßen eingestellt werden. Warum fällt die Wahl entweder auf die eine Person oder auf die andere, obwohl sie identische Lebensläufe haben?
Antwort: weil sich nicht nur zwei Menschen treffen, die dann zusammenarbeiten, sondern Energie auf Energie trifft.
Eine Lebensweise trifft auf eine andere Lebensweise. Ist der Arbeitgeber bereit anzunehmen, sich einzulassen und sich vielleicht sogar inspirieren zu lassen, von dem, was man lebt, dann sieht es gut aus mit den Jobchancen.
Wenn er nicht bereit ist, dann wird man aufgrund von eigentlich unerklärlichen Gründen nicht in Frage für den Job kommen. Natürlich werden dann fadenscheinige, gut klingende Gründe genannt, warum der oder diejenige jetzt doch nicht passt, aber wenn alles Energie ist, wozu sagt derjenige tatsächlich Nein?
Zu irgendeinem Alter, Aussehen oder Lebenslauf? Er sagt NEIN zu der Energie, die jemand verkörpert.
Es mag sein, dass wir den Job nicht bekommen, wenn wir zu unserer Wahrheit stehen. Korrekt.
Aber würden Sie sich denn gerne innerhalb eines Berufsfeldes bewegen, das von vorneherein nicht wirklich Sie wollte, sondern die Version, die Sie angeboten haben - um zu gefallen?
Ist es nicht viel schöner zur Arbeit zu gehen, wissentlich, dass das, was mich ausmacht, vom anderen geschätzt, gefördert oder gar unterstützt wird?
In unserer Gesellschaft geht es soweit, dass wir dafür belohnt werden, je passender wir uns machen – also viele Gefallen tun. Energetisch könnte man es auch so ausdrücken:
Je mehr ich mich für die Anderen reduziere, um keine Reaktion hervorzurufen bzw. energetisch bediene, desto mehr bin ich vom Kollektiv akzeptiert. Ein Weg durchs Leben zu gehen.
Ein anderer wäre, zu sich zu stehen und nicht das, was im Außen beim Anderen wahrgenommen wird, zu benutzen, um sich zu verstellen, um dann zu bekommen, was man selbst möchte. Sei es, um gemocht zu werden, einen Job zu bekommen, wie bei dem Beispiel oben genannt, oder weil wir jemanden nicht verletzen möchten und die Reaktion vom anderen vermeiden wollen, dazugehören wollen etc.
In diesen Momenten sind wir mit dem Außen und den eigenen Bedürfnissen beschäftigt, aber nicht mit dem, was wir anderen reflektieren und somit offerieren können. Was ist, wenn es Beziehungen gibt, nicht um uns gegenseitig zu gefallen und Bedürfnisse zu stillen und dies einzufordern, sondern uns gegenseitig die Wahrheit zu reflektieren? Und die mag manchmal konfrontierend oder sogar unangenehm sein.
Es ist die größte Liebe, die wir uns schenken können.
Ein Fall für die Wahrheit statt, Ge-fallen ohne Wahrheit.
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