Medizin und Heilung

Vom esoterischen Standpunkt aus bedeutet Medizin im ganzheitlichen Sinne zu heilen.

Das bedeutet, Medizin ist mehr als etwas, das Krankheitssymptome beseitigt oder uns besser fühlen lässt. Um in Gänze zu heilen, muss Medizin uns zu den Wurzeln der Krankheit führen – zur ursprünglichen Quelle des Symptoms.

Natürlich funktioniert Medizin auch so: Wir gehen zum Arzt, lassen uns ein Medikament oder eine Behandlung verschreiben, bis wir uns wieder besser fühlen. Aber was passiert, wenn wir damit nur das Symptom beseitigen und uns nicht die Zeit nehmen zu hinterfragen, warum wir überhaupt erst krank geworden sind? Die Folge ist, wir werden krank, werden medizinisch behandelt und machen dann weiter wie bisher. Und meist leben wir tatsächlich einfach auf die gleiche Weise weiter wie zuvor, ohne nachzuforschen, was uns die Beschwerden über uns erzählen. Selten passen wir unseren Lebensstil an und ändern oft nicht einmal kleine Dinge an unserer Lebensweise.

Natürlich gibt es Menschen, die ihre Ernährung ändern, aufhören zu rauchen, beginnen Sport zu treiben oder ähnliches, das ist großartig. Doch beinhaltet das auch schon, sich mit der eigentlichen Ursache, die hinter der Krankheit oder den Symptomen steckt, auseinander zu setzen?

Wir nennen die Beseitigung von Symptomen Medizin, doch wenn wir tiefer gehen, lernen wir zu verstehen, dass das Symptom oder die Krankheit selbst Teil der Medizin sind. Das Symptom gibt uns Gelegenheit zu erkennen, was mit uns los ist und zu betrachten, wie wir leben, welche Entscheidungen wir treffen und wie wir mit unserem Körper umgehen.

Wenn Medizin vollständige (wahrhaftige) Heilung bedeutet, was heißt das und wie kann sie Anwendung finden?

Nehmen wir mal für einen Moment an, dass die beste Medizin darin besteht, wie wir leben. Alles, was wir tagtäglich tun, hat Auswirkung auf unseren Körper: das Essen, das wir zu uns nehmen, wie wir uns bewegen und unseren Körper behandeln, wie wir arbeiten, unsere Emotionen und Gedanken, wie wir schlafen und sogar, wie wir atmen – all das beeinflusst unseren Körper. Medizin besteht aus den Entscheidungen, wie wir leben.

Wenn wir auf eine Weise leben, die unseren Körper unterstützt und ihm entspricht, ist das eine Medizin, die uns gesund hält und erlaubt zu heilen. Doch wenn wir in einer Form leben, die den Körper misshandelt oder missachtet, macht uns diese Art von Medizin unweigerlich krank. Wenn folglich ein Krankheitssymptom auftritt, ist das Teil unserer Medizin, die uns signalisiert, dass unsere Lebensweise nicht in Übereinstimmung mit dem Körper war. Das bietet eine gute Gelegenheit, unsere Lebensweise zu überdenken und zu verändern, so dass wir das heilen können, was überhaupt erst zur Krankheit geführt hat.

Medizin, die beabsichtigt umfassende Heilung zu bewirken, sollte mehr als nur die körperlichen Symptome berücksichtigen. Sie sollte den ganzen Körper und das gesamte Wesen erfassen: wie dieser Körper in Beziehung zu sich selbst und zu allem anderen steht – das ist gelebte Medizin. Diese Medizin umfasst alles – wie wir mit uns selbst und wie wir mit anderen umgehen.

Wenn wir krank werden, besteht der erste Schritt zur Heilung darin, uns ehrlich zu fragen: „Wie schlafe ich, wie und was esse ich, wie bereite ich mein Essen zu, in welcher Qualität gehe ich zur Arbeit, wie gehe ich mit anderen um, wie bin ich in Beziehungen, wie verhalte ich mich oder reagiere auf das Leben?“ Um dann die notwendigen Änderungen vorzunehmen und dadurch im Alltag Medizin zu leben.

Wir sollten Medizin leben und sie nicht bloß dazu benutzen, unsere alte Lebensweise fortsetzen zu können.


Frei übersetzt aus dem Englischen. Originalartikel: We have to live medicine

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  • Foto: Iris Pohl, Photographer and Videographer