Psychische Gesundheit – Was bedeutet das eigentlich?

Was bedeutet es, psychisch krank zu sein?

Psychische Gesundheit – Was bedeutet das eigentlich?

Was bedeutet es, psychisch krank zu sein? Und wie kommt es dazu, dass man sich von seiner Seele entfernt?

Psychisch krank zu sein, ist für viele Menschen beschämend, weil viele Bilder über psychische Erkrankungen existieren, die wertend und negativ sind und dabei schlichtweg nicht der Wahrheit entsprechen. Die Stigmatisierung durch die Gesellschaft und die befürchtete Abwertung durch das Umfeld tragen dazu bei, dass sehr viele Menschen keine Hilfe in Anspruch nehmen, obwohl sie diese dringend benötigen würden.

Bestimmte Gedanken, Gefühls- und Verhaltensmuster sind wie kleinste Rädchen in einem Uhrwerk und führen häufig dazu, dass das Uhrwerk unseres Körpers nicht mehr harmonisch funktioniert. Diese Muster führen zu emotionalem Schmerz, der sich schließlich entweder in körperlichen oder psychischen Problemen wie Schmerz, Krankheit, Unglücklichsein, Angst, etc. ausdrücken kann.

Unsere Muster sind meist alt und beginnen womöglich bereits nach unserer Geburt, wenn wir hochsensitiv sind und die Ängste, Traurigkeit, Wut, etc. unserer Eltern und Umgebung spüren. Häufig im Leben erleben wir uns hilflos gegenüber dem emotionalen Schmerz, der aus Beziehungen, Emotionen und verschiedensten Problemen entsteht oder gehen immer wieder darüber hinweg aus dem Gefühl heraus, ohnehin nichts daran ändern zu können. Oder es fehlt uns einfach der Mut, die Sache anzugehen.

Vielleicht ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Sie dazu neigen, schneller krank zu werden, wenn Sie unter Stress stehen oder mit Dingen unzufrieden sind?

Dies sind Signale des Körpers und der Seele, dass Veränderung gebraucht wird. Wir können diese dann verdrängen durch z.B. vermehrtes Essen, Fernsehen, Internet, Alkoholkonsum, sich mit Arbeit oder anderen Dingen überladen, um uns selbst weniger zu fühlen. Wir können aber auch ehrlich hinschauen, in uns hineinfühlen und dadurch erkennen, was es braucht, damit wir uns wieder besser fühlen. Sich verdrängte Gefühle anzuschauen, kann sehr unangenehm sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dann zunächst mit Traurigkeit, Wut, Angst oder Verletzung und Enttäuschung konfrontiert zu sein. Weil wir das oft als schwierig empfinden, uns schämen oder meinen, dass es ohnehin keine gute Lösung für unsere Probleme gibt, neigen wir dazu, uns nicht mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen oder gar Hilfe zu suchen.

Psychische Gesundheit bedeutet, dass unser inneres Uhrwerk reibungslos läuft.

Unser Körper verfügt über eine sehr kraftvolle und weise Intelligenz. Er zeigt uns zu jeder Zeit an, wenn etwas nicht stimmt, sei es durch innere Unruhe, Anspannung, Emotionen oder Schmerz. Deshalb ist es sehr wichtig, immer bei sich und im Kontakt mit seinem Körper zu bleiben, um eine innere Spannung zu bemerken, zu verstehen und die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um sie wieder loszulassen.

Wir alle haben ein tiefes und verläßliches Wissen, was es braucht, damit unser Uhrwerk richtig läuft. Dafür müssen wir jedoch der Stimme in uns vertrauen, die weiß, was wir brauchen, um uns gesund zu erhalten und weiterzuentwickeln, welche möglichen Veränderungen förderlich sein würden und wie wir uns am besten um uns kümmern können.

Man könnte diesen inneren Anteil als konstruktiven, annehmenden und unterstützenden Teil in uns bezeichnen. Vielleicht machen Sie ja auch des öfteren die Erfahrung, wie gut es sich anfühlt auf diese innere Stimme zu hören, weil der Körper sich dann entspannt und ruhig wird, z.B. wenn Sie eine Pause einlegen, weil Sie merken, dass Sie völlig abgehetzt oder erschöpft sind. Und sicherlich kennen Sie auch die Momente, in welchen dieser Teil Sie davon abhalten will, Dinge zu tun, die Ihnen nicht gut tun, z.B. zu rauchen oder zu viel Alkohol zu trinken, sich nicht zu stressen oder zu lange vor dem Fernseher zu sitzen. Ob Sie allerdings dann bereit sind, darauf zu hören, ist eine andere Sache : )

Und dann gibt es auch einen anderen, eher destruktiven Teil in uns, der scheinbar immer aktiv ist und uns dazu bringt Dinge zu tun, die nicht gut für uns sind oder Dinge zu unterlassen, von denen wir genau wissen, dass sie wichtig wären, z.B. die Ernährung umzustellen, früher ins Bett zu gehen, uns mit Gefühlen auseinandersetzen, etc..

Dieser Teil bringt uns dazu, endlose Stunden mit immer wiederkehrenden Ängsten oder in Gedankenschleifen zu verbringen, obwohl es uns erfahrungsgemäß keinen Schritt weiterbringt und es uns oft dadurch noch schlechter geht. Jeder kennt diese Momente, in denen endlos Gedanken auf uns einprasseln und man das Gefühl hat, diese nicht stoppen zu können oder wenn man bestimmte Situationen im Kopf immer und immer wieder durchgeht, ohne dass es irgendetwas bringt. Unser destruktiver Anteil bringt uns auch dazu, uns selbst und andere hart zu kritisieren, schlecht über uns selbst und andere zu denken oder Streit anzufangen und uns von anderen zu distanzieren, obwohl wir im Grunde genau wissen, dass sich alle diese Dinge nicht gut anfühlen und negative Konsequenzen haben.

Wenn wir psychisch und körperlich gesund werden wollen, geht es ganz wesentlich darum zu unterscheiden, von welchem der beiden Teile in uns unsere Gedanken und Handlungsimpulse kommen und uns dann so oft wie möglich für den Teil in uns zu entscheiden, der uns stets die Wahrheit zeigt, uns unterstützt und weiterbringt.

Und weiterbringen ist hier keineswegs im Sinne von beruflichen oder finanziellen Erfolgen oder der Erfüllung unserer Träume gemeint, vielmehr bedeutet es, unserer Seele näher zu kommen. Je mehr wir mit unserem Innersten verbunden sind, desto klarer nehmen wir die innere Stimme und die Botschaften unseres Körpers wahr und umso fürsorglicher werden wir mit uns sein können, was dazu führt, dass wir uns gesünder und wohler fühlen, Freude und Lust am Leben haben und wir echte psychische Gesundheit und Vitalität ausstrahlen.

Gelistet unter

MedizinPsychische GesundheitPsychologieKrankheit

  • Von Lea S., M.Sc.Psych., Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin

    Mit ihrer offenen, herzlichen, ehrlichen und humorvollen Art arbeitet sie seit vielen Jahren sehr erfolgreich mit unterschiedlichsten Menschen in ihrem beruflichen Umfeld und hilft ihnen dabei, sich selbst verstehen zu lernen und die Kraft zu entwickeln, ihr Leben wirklich zu verändern.

  • Foto: Iris Pohl, Photographer and Videographer