Mich entdecken

Von Kindesbeinen an führte ich ein Leben, dass so ziemlich alle Ideale und Erwartungen erfüllt hat. Nichtsdestotrotz hat mich immer eine Suche in mir begleitet. Ich wusste schon immer: so etwas wie Zufälle gibt es nicht. Sämtliche Ereignisse in meinem Leben haben mir gezeigt, dass es etwas gibt, das die Fäden in der Hand hält. Und dass vor allem, alles einen Grund und höheren Sinn hat, wenn es passiert.

Ich war schon immer sehr ehrlich mit mir selbst und stellte Wesenszüge an mir fest, die mich unglaublich unfrei sein ließen. Ich hielt mich in einer großen Abhängigkeit zum Außen, hatte wenig bis gar keine Verbindung zu meinem Körper und zu meinem Ausdruck als Frau und ziemlich reaktive, emotionale Ausbrüche - mit denen ich wiederum das Außen kontrollieren und meinen Körper weiter abgestumpft halten konnte.

Und irgendwie wusste ich instinktiv, dass solche Wesenszüge mir nicht angeboren sind, sondern dass sie eine Ursache hatten. Ausgelöst durch Verletzungen und die darauffolgenden Entscheidungen in mir. Ich wollte mich davon frei machen. Mir anschauen, was darunter verborgen war, warum ich so defensiv und isoliert durchs Leben ging, warum ich mich nicht wirklich mochte, dies auf Biegen und Brechen über das Außen kompensieren wollte und jeden anderen über mich stellte und mich selbst als "so klein mit Hut" empfand.

Auf meiner Reise zu mir selbst begegneten mir unzählige Menschen und Methoden.

Vom Schamanen, Osho-Kartenlegen, Aura Soma bis hin zu Yoga oder buddhistischer Meditation probierte ich alles aus. Doch nach kurzer Zeit merkte ich bei jeder Modalität, die mir so unterkam, dass sie im Grunde und Wesen nichts änderte.

Ich habe vielleicht geschafft, mit meiner Wut besser umzugehen, viele Worte zu benutzen, um mein Gefühl zu erklären und Techniken gelernt, sie besser zu kanalisieren, jedoch mein "Ziel" war, überhaupt keine Wut mehr mit mir rumschleppen zu müssen. Mehr in mir zu ruhen, ohne das Außen zu brauchen. Den tatsächlichen Grund der Wut und der Abhängigkeit zu heilen.

Als ich 2008 zum ersten Mal in einem Vortrag von Universal Medicine in London saß, wusste ich, dass ich auf meiner Suche nach wahrer Unterstützung, raus aus meinem selbst kreierten Gefängnis, angekommen war. Das mag jetzt sehr bilderbuchmäßig klingen: es war aber tatsächlich so, dass alle Zellen in meinem Körper JA sagten. Da wurde durch Serge Benhayon eine simple, sehr lebensnahe, authentische, ehrliche und selbstverantwortliche Philosophie geteilt, bei der ich tiefe und grundlegende Antworten bekam, die ich umgehend in mir als wahr erkannte.

Wenn ich zurückdenke, war auch ein besonderes Gefühl sehr stark: Ich fühlte mich gesehen.

Vielmehr: Gesehen für die, die ich in meinem Wesen bin. Mehr als ich es selbst je konnte, weil ich die Verbindung dazu komplett verloren hatte.

Mir wurde auf Augenhöhe begegnet, was mir wiederum aufzeigte, wie sehr ich im Unterstatus mit mir und Anderen durchs Leben ging.

AUTSCH. Ja, ich hatte viele AUTSCH-Momente seitdem. Manche Erkenntnisse tun auch erstmal weh. Nicht das Loslassen, doch das sich Eingestehen und Erkennen, wie sehr man selbst der Architekt seiner geschaffenen Realität ist.

Aber trotz allem birgt der Weg, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, für mich wahre Freude und ein Gefühl von Freiheit in mir, was ich davor nicht kannte. Mir wurden so viele Erkenntnisse in den vielen Jahren zu Teil, die könnten mehrere Bücher füllen. Daher möchte ich nur auf eine davon hier in diesem Blog näher eingehen:

Ich war, wie kurz oben erwähnt, immer sehr mit meinem Fokus im Außen - bekam ich nicht die Aufmerksamkeit, die ich in dem Moment brauchte und wollte, machte ich eine riesige Szene bzw. manipulierte und kontrollierte mein Außen so sehr, dass ich am Ende das bekam, was ich wollte.

Meine Freundin nannte mich:
„Weltmacht mit drei Buchstaben - ICH“.

Es ging mir tatsächlich sehr oft, wenn nicht immer, in erster Linie nur um meine Belange. Ich setzte sämtliche emotionalen Mittel ein, um das zu bekommen, was ich wollte oder zum jeweiligen Zeitpunkt brauchte.

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung durch andere bekam ich durch meine vielen Talente, durch mein Auftreten, meine Extrovertiertheit. Und ich nahm diese Sicht meiner Selbst irgendwann an und definierte mich über diese Wesenszüge. Darin wurde ich scheinbar gesehen und geliebt. Betonung liegt bewusst auf scheinbar, denn gesehen in meinen Qualitäten, in meiner Liebenswürdigkeit, Sanftheit, Verletzlichkeit und Kraft als Frau, einfach weil ich ich war, wurde ich nicht.

Der größte Schmerz, den ich je empfand, war jedoch nicht zu erleben, was im Außen geschah oder jemand mir angetan hatte oder was ich nicht vom Außen bekam. Nein. Es war der Schmerz zu fühlen, wie sehr ich mich verlasse hatte, um in dieser Welt zu funktionieren. Um irgendwie das Gefühl zu haben, wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Womit man einen teuflischen Kreislauf startet.

Denn durch Talente, Funktionalität und Erfolge wahrgenommen zu werden, lässt einen nicht wirklich innerlich zur Ruhe kommen, geschweige denn wahrlich man selbst sein und damit wirklich gesehen werden. Zeitweise konnte ich den inneren Druck besänftigen, der dadurch entstand, dass ich mich selbst nicht wertschätzte. Aber auf lange Sicht verwehrte es mir den Zugang zu der viel tiefer liegenden Ebene: zu erkennen, dass nichts und niemand mich mehr lieben und akzeptieren kann, als ich mich selbst. Einfach nur für die, die ich bin.

Das Interessante war, dass ich wirklich dachte, es ginge mir gut!

Je ehrlicher ich jedoch mit mir wurde, desto mehr kam meine Traurigkeit zu Tage. Darüber, wie sehr ich mich abgeschnitten hatte, wie wenig ich von mir selbst hielt und vor allem, wie sehr ich mich zurückhielt, mein wahres Wesen in der Welt zu zeigen und auszudrücken.

Wie soll ich jemanden "reinlassen",
wenn ich mich gar nicht "rauslasse"!

Und inwiefern ließ ich mich überhaupt in MIR zu? Was hieß es also tatsächlich, mit mir zu sein ohne all die Ablenkungen wie Erfolgssucht, Fernsehen, Arbeit, emotionale Dramen etc?

Ein Teil in mir war damit erstmal total überfordert, weil ich nur die Varianten der coolen, taffen, kontrollierten und scheinbar offenen aber in Wahrheit total protektiven Stefanie kannte.

Peu à peu entdeckte ich mich, indem ich mich beobachtete und auf meinen Körper zu hören begann.

Ich beobachtete, inwiefern ich im Alltag abschweifte mit meiner Präsenz, wie sich mein Körper nach einem Arbeitstag anfühlte - weit und entspannt oder eng und komplett unter Strom - ob ich mich in Rollen begab, wenn ich Menschen begegnete, gefallen wollte oder ob ich Gedanken einlud, die sich ständig wie ein Mantra in meinem Kopf wiederholten und wiederholten, ob ich, wenn es mir gut ging, irgendwelche Probleme kreierte uvm.

Heute kann ich sagen, dass durch meine Zurückhaltung im Ausdruck meiner eigentlichen Liebe ein Druck in mir entstand, der ständig Erleichterung in Emotionalitäten mit Anderen suchte. Es waren vor allem immer die Anderen Schuld, dass ich mich nicht zeigen konnte. „Ich konnte ja nicht ich selbst sein, weil…"- daraufhin folgten sehr kreative, logisch erscheinende Argumente! Dass es an mir lag, mich zu zeigen und auszudrücken und nicht Andere dafür verantwortlich zu machen, wenn ich es nicht tat, war eine Verantwortung, die ich elegant umging.

Meine Fähigkeiten und Talente verdamme ich heute nicht: im Gegenteil! Meine Beziehung dazu hat sich nur komplett verändert. Ich weiß, dass mein Ausdruck hauptsächlich dadurch geprägt ist, dass ich es bin, die in Ausdruck geht. Und vor allem, dass meine Talente nicht für die Befriedigung meiner eigenen Belange da sind, sondern um in Verbindung mit anderen zu gehen und in Service zu sein.

Das war keine Entwicklung über Nacht. Und nicht nur alleine Serge Benhayon hat mich durch seine Reflexion und Lehren begleitet, sondern auch Natalie Benhayon und Simone Benhayon, viele Praktizierende der Universal Medicine Therapien und andere Menschen, die sich für den Weg der Livingness (die Bezeichnung der gelebten Philosophie von Universal Medicine) entschieden haben.

Es war und ist ein Prozess, der niemals aufhört. Für mich der tatsächliche Sinn des Lebens.

Es ist eine Rückkehr zu mir, zu meiner Kraft, meiner Sanftheit, meiner Autorität, zu meinem Wissen der Einheit mit dem großen Ganzen und dem viel mehr sein als nur Mensch - zu jemandem, der nicht das Außen benutzt, um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen, sondern dem Außen ein Vorbild ist. Die Menschen an sich selbst zu erinnern, dadurch, dass ich mich lebe. Zeigen, wenn ich das kann, kannst du das auch.

Es gibt da vielleicht einige, die in ihrem Leben davon überzeugt sind, dass es ihnen gut geht, so wie ich damals, aber möglicherweise schwelt darunter auch bei ihnen eine ähnliche Einsamkeit oder Trauer, die immer weg gedeckelt wird. Wie sollen sie jemals die Möglichkeit bekommen, dies zu erkennen, wenn ihnen keiner etwas anderes reflektiert?!

Mit dieser Erkenntnis und der Ehrlichkeit gegenüber mir selbst, beschuldige ich nicht mehr die Anderen. Es war ganz allein meine Entscheidung, diesen Kreislauf zu begehen. Genau deswegen bin ich auch die einzige, die dies nun ändern und für mich anders entscheiden kann.

Mich selbst zu akzeptieren und wertzuschätzen in all meinen Qualitäten, hat den Schlüssel im Schloss umgedreht, der für mich die Tür zu Allen geöffnet hat.

Ohne Universal Medicine, wo mir die Reflexion und Unterstützung durch viele Behandlungen und Workshops offeriert wurde, zu fühlen und zu entdecken, wie großartig ich bin, einfach nur weil ich ich bin, wäre ich niemals an dem Platz, an dem ich heute mit mir und meinem Körper bin. Und ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich mich noch nie so gut im Leben und mit mir gefühlt habe wie heute.

Aufgrund meiner Entscheidungen stehe ich nun hier, schau zurück auf die letzten 12 Jahre und denke nur: Best choice ever.

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  • Von Steffi Henn