Wer sind die wahren weiblichen Vorbilder?

Wer sind die wahren weiblichen Vorbilder?

Wer sind die wahren weiblichen Vorbilder?

Haben wir nicht alle unsere Vorbilder? Schon als Kinder haben wir Menschen, an denen wir uns orientieren, zu denen wir aufschauen oder die wir bewundern.

Aber nicht nur die Menschen, die wir bewundern sind Vor-Bilder, sondern auch diejenigen, die uns im täglichen Leben umgeben haben einen bewussten oder unbewussten Einfluss auf uns.

Unsere Vorbilder setzen den Standard und die Trends, an denen wir uns dann orientieren, z.B. in Bereichen wie:

  • erstrebenswertes Körperbild
  • Mode
  • Sozialverhalten
  • Karriere
  • Beziehungen
  • Erziehung usw..

Frau wirft für gewöhnlich ein sehr genaues Auge auf das gewählte Vorbild, denn Frauen sind es gewohnt sich gegenseitig von Kopf bis Fuß zu mustern, und jede weiß auch sofort, wie das Urteil ausgefallen ist; in der Tat hängt unser Gefühl der weiblichen Selbstbestimmung und unser Level an Selbstvertrauen und Selbstwert sehr oft davon ab, wie wir im Vergleich zu unseren Vorbildern abschneiden, denn niemand möchte das Gefühl haben, nicht dazuzugehören. Anpassung ist dabei wie eine unausgesprochene Gruppenregel.

Die Tücken einer solchen Vereinheitlichung liegen jedoch darin, dass wir meist nicht einmal darüber nachdenken, wen wir als Vorbild übernommen haben und was auf gesellschaftlicher Ebene passiert, wenn wir uns so verhalten. Wir halten auch nicht inne und werden uns der Trennung von unseren eigenen Werten bewusst und was für Werte uns stattdessen aufgedrückt werden, wenn wir blind in die Fußstapfen dieser Vorbilder treten.

Gibt es überhaupt wahre weibliche Vorbilder oder geben wir uns einem vorgefertigten Standard von „Normal” hin, weil sich die Mehrheit nach dauerhafter Berieselung über Sozial- und Printmedien, Filme, Fernsehen und Handelsmarketing daran gewöhnt hat?

Wahre Vorbilder zu finden ist schwierig und genau hier hat die Frustration für Frauen einen Nährboden, denn die Enttäuschung ist groß, wenn die von ihnen gewählten Vorbilder nicht halten, was sie versprechen. Früher oder später stellt sich heraus, dass die gewählten Helden und Heldinnen auf unterschiedlichste Weise ein Doppelleben geführt haben, mit oft sehr schäbigen, glanzlosen Privatleben (Drogen, Alkohol, Gewalt, Bestechlichkeit, Gier usw.), die das strahlend unbekümmerte, liebenswerte Äußere, das der Welt präsentiert wird, widerlegt.

Dieses Szenario schafft ein Dilemma für viele Frauen, die das Gefühl haben, dass ihr Selbstwertgefühl davon abhängt als Teil der Mainstream-Gesellschaft akzeptiert zu werden, sich aber immer wieder enttäuscht fühlen, wenn ihre gewählten Vorbilder eine nach der anderen von ihrem Sockel fallen. Der Kreislauf setzt sich dann fort, wenn neue Vorbilder gesucht werden, die die alten ersetzen sollen.

In meiner Generation waren die für mich üblichen weiblichen Vorbilder die Frauen, die in der Gemeinschaft Gutes taten, meist in Form von gemeinnütziger Arbeit. Ich stellte die vorherrschende Ansicht nicht in Frage, dass die Rolle der Frau in erster Linie darin bestand, sich um andere zu kümmern.

Als ich als junge Frau ins Berufsleben eintrat, hatten sich meine Vorbilder auf Frauen in höheren Positionen im Arbeitsumfeld ausgeweitet. Scheinbar hatten sie es in der Männerwelt „geschafft". Obwohl es nur wenige gab, waren es in der Regel harte, ehrgeizige, entschlossene Frauen und ich war davon überzeugt, dass dies der Weg zum Erfolg und zu mehr Selbstvertrauen war. Akademische Errungenschaften waren ein Bonus, da sie einen davor bewahren sollten, von anderen herabgesetzt oder manipuliert zu werden. Die Qualifikationen sollten als eine schützende Statusbarriere wirken, die einen über andere hinweg stellte.

Was ich um mich herum beobachtete, fühlte sich für mich wie das alte Sprichwort „Fressen oder gefressen werden" an, und ich verinnerlichte dieses ganze Konzept mit Begeisterung. Ich konnte einfach keinen anderen Weg sehen, um in dieser Welt zu überleben, ohne mich wertlos, armselig und schwach zu fühlen.

Da ich eine starke Frau sein wollte, suchte ich nach weiblichen Vorbildern, die meiner Vorstellung von „stark" entsprachen. Es dauerte viele Jahre, bis ich erkannte, was weibliche Stärke wirklich bedeutete und wie wenige weibliche Vorbilder es gab, die diese Qualitäten verstanden und sie als selbstverständlich verinnerlichten und auch täglich lebten.

Auch heutzutage ist es eine immer noch stark verbreitete Einstellung, dass Selbstwert und Selbstvertrauen davon abhängen, was man erreicht hat, wie man aussieht und was man für einen Lebensstandard hat.

Und obwohl sich diese Tatsache im Leben jeder Frau anders abspielt, zeigt es doch ein gravierendes Ungleichgewicht. Viele Verhaltensweisen sind außer Kontrolle geraten und zum neuen Normal geworden. Wir sind im ständigen Vergleich und versuchen uns auf allen Lebensebenen zu perfektionieren. Tattoos, plastische Schönheitsoperationen, Diäten, Pillen und Bootcamps gehören heute zur Tagesordnung, sind Zeichen für Erfolg und prägen unseren modernen Lebensstil. Wenn man sich umsieht, kann man sehen, wie diese Obsession uns Frauen dazu verleitet, ein immer perfekteres Körperimage anzustreben.

Der steigende Drogen- und Alkoholmissbrauch von Frauen wird nach dem Motto „arbeite hart, aber genieße das Leben“ glorifiziert und ist als gerechtfertigtes Ventil, um Druck abzulassen, schon lange salonfähig. Als sexy gilt in der Regel ein sexuell ungehemmtes Risikoverhalten, und die Modeindustrie diktiert den Frauen nach wie vor, wie sie sich kleiden sollen, basierend auf projizierten Bildern und Idealen, anstatt die natürliche Schönheit der Frauen zu betonen.

Das Selbstwertgefühl ist wie eh und je von äußeren Faktoren bestimmt und hat wenig Bezug zu dem, was natürlicherweise in jeder Frau innewohnt.

Das enorme Angebot an Lebensprofilen und die angeblich freie Wahl, sich zu entscheiden, wie wir leben wollen, dominiert in der Vorstellung der meisten Menschen, und wenige durchschauen die konstante Manipulation und sind sich bewusst, wie fremdbestimmt wir doch sind. Die sich ständig verschiebenden Standards der Schönheits- oder Verhaltensideale werden nicht in Frage gestellt und somit wird die Entscheidung, aus diesem Kreislauf auszusteigen, nicht getrofffen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer mehr Frauen, die dieses gesellschaftliche neue Normal still oder auch lautstark in Frage stellen. Was diese Frauen wirklich wissen wollen ist, wie sie in einem weiblichen Körper in Harmonie leben können und in ihrer wahren Stärke inmitten einer Welt, die ihre Orientierung verloren hat mit all den gewohnten, angepriesenen Pfaden, die doch nur in Sackgassen oder leere Straßen führen.

Aber wo können wir Frauen wahre Vorbilder finden, die uns inspirieren, begleiten und bestärken, sodass wir, wie das englische Wort ‚Empowerment‘ beschreibt, (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt leben?

In Wahrheit sind wir alle Vorbilder! Das zu akzeptieren und uns diese Größe zu geben ist wahres ‚Empowerment‘! Unsere wahre Stärke ist unsere Lebensweise und was wir uns selbst und anderen eigentlich vorleben!

Unsere wahre Größe ist unsere Empfindsamkeit und unsere Wahrnehmung und damit unsere Fähigkeit, die Qualität unseres Handelns an erster Stelle zu stellen und diese in allen Lebensbereichen zu leben. Wahre Größe wird nicht durch Rang, Position oder Status bestimmt, sondern durch Qualität.

Qualität bedeutet, dass jedes Endprodukt, egal in welchem Bereich (auf der Arbeit, im Haushalt, im Umgang mit anderen und mit uns selbst, etc.) nicht durch das Ergebnis alleine bestimmt ist, sondern seinen eigentlichen Wert aus der Qualität schöpft, die es hervorgebracht hat. Ohne Selbstwert verliert das schönste Kleidungsstück seinen Glanz, ohne fürsorgliche und wertschätzende Zusammenarbeit ist jedes noch so erfolgreiche Projekt lediglich eine Fassade, die dann der gleichen Lieblosigkeit dient, die es hervorgebracht hat. Es ist die Qualität des Essens, die uns wahrlich nährt, die Art wie die Zutaten zusammengestellt sind und zubereitet wurden und nicht die Tatsache, irgendetwas gegessen zu haben.

Qualität entfaltet sich aus unserem Wesen heraus und bedeutet, dass Selbstliebe, Selbstfürsorge und sich selbst zu nähren gleichermaßen ein Recht und eine Verantwortung sind. Die Qualität, in der wir leben ist das wahrlich Vorbildliche – eindeutig eine ganz andere Art von Vorbild als das, was die Welt gewohnt ist.

Wenn wir bereit sind, innezuhalten und uns umzusehen, werden wir sehen, dass es solche wahren weiblichen Vorbilder bereits gibt.

Frauen, die ihre innere Qualität an erster Stelle setzen und tief selbst-nährend ohne den Anspruch von Perfektion sich den weltlichen Herausforderungen stellen und ohne besondere Privilegien, nicht hart, sondern mit Leichtigkeit viel arbeiten, ohne sich dabei aufzugeben. Ihre Selbst Fürsorge ist ihre Stärke, die sie aus dem ewigen Kreislauf des Vergleichs, des mehr und besser und schneller und härter hat aussteigen lassen, um in wahrer Effizienz, ohne Erschöpfungszustände und im vollen Selbstvertrauen durch das Leben zu gehen. Das Profil der wahren weiblichen Führungskraft!

Der Bedarf nach mehr wahren weiblichen Vorbildern für Frauen in dieser Welt ist zweifellos vorhanden. Könnten wir eine von ihnen sein?

Sind wir bereit, die stereotypischen „Vorbild“-Normen, die es in unserer Gesellschaft gibt, aufzugeben, indem wir einen völlig neuen Maßstab setzen, ähnlich wie andere ganz normale Frauen es im Laufe der Zeitalter vor uns getan haben?

Eines ist sicher, in aller Unvollkommenheit werden wir damit ein wunderbares Beispiel für Selbstvertrauen und Selbstwert für andere geben, das sie dann in ihr eigenes Leben übernehmen können oder nicht. Das ist ein wahrhaftig inspirierendes Vorbild- Sein!


Frei übersetzt aus dem Englischen. Originalartikel: Who are the true female role models?

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ErmächtigungKörperbildVorbilderSelbstliebeSelbstwert

  • Foto: Steffi Henn