Jeder Job ist wertvoll
Jeder Job ist wertvoll
In jeder Firma und jedem Tätigkeitsfeld gibt es sogenannte unliebsame Aufgaben, wie den Müll rausbringen, den Gehsteig kehren oder die Kaffeemaschine säubern. Natürlich gibt es dafür oft separate Arbeitskräfte, die diese Arbeiten für einen erledigen, aber es bleibt immer irgendetwas übrig, was man dann eben doch selbst machen muss. Und selbst wenn nicht, wenn man alles delegieren kann – macht das einen tatsächlich glücklicher?
Eine weitverbreitete Meinung und ein Traum vieler ist, alle lästigen Arbeiten an jemand anderen abgeben und selbst nur noch die sog. Rosinen raus picken zu können. Wir gaukeln uns vor, dass das Leben dann besser, angenehmer und schöner wäre. Aber ist es das wirklich? Haben wir mal diejenigen gefragt oder beobachtet, die dieses Privileg haben? Wirken die Reichen, Mächtigen und Stars der Welt wirklich glücklicher als andere Menschen?
Meine Beobachtung ist, dass viele Menschen, die materiell wenig zu haben scheinen und körperlich noch richtig hart arbeiten müssen, oft mehr Leuchten in ihren Augen haben und ein strahlendes Lachen und das darstellen, was ich als einen glücklichen Menschen bezeichnen würde. Diese Art Menschen treffe ich oft auf Reisen in anderen Ländern, die weniger Wohlstand haben als ich es gewohnt bin und trotzdem scheinen sie mir oft zufriedener. Das heißt nicht, dass ich diese innere Zufriedenheit nicht auch schon in den Augen wohlhabender Menschen gesehen habe, aber was ich damit in den Vordergrund rücken möchte ist, dass meiner Beobachtung nach, Glück und Zufriedenheit nicht von weniger Arbeit herrührt.
Im Gegenteil: meine Beobachtung ist es, dass Menschen, die eine Aufgabe im Leben übernehmen, sei diese gut bezahlt oder schlecht bezahlt oder auch gar nicht bezahlt, und diese wirklich mit ganzem Herzen und vollem Einsatz ausführen, am Ende des Tages erfüllter und zufriedener sind, als jene, die sich durchmogeln, versuchen, möglichst wenig zu tun und meinen, die Welt schulde ihnen in erster Linie etwas, bevor sie bereit sind, etwas für andere zu tun.
In unserer Wohlstandsgesellschaft werden oft sehr hohe Ansprüche an den Job gestellt, Ansprüche, die in vielen Teilen dieser Erde den Menschen nicht mal in den Sinn kommen, weil man gezwungen ist, alles zu tun, um das Dach über dem Kopf und das Essen der Kinder zu sichern. Natürlich ist es sehr wertvoll, dass wir eine solche Basis haben und Ansprüche an den Job stellen können, aber lernen können wir daran, dass Wohlstand an sich nicht zu Glück und einem erfüllten Leben führt. Ich denke, man kann behaupten, dass Deutschland zu einem der reichsten Länder dieser Erde gehört und doch sehe ich gerade hier sehr viele unzufriedene Menschen und viele, die nichts mit sich anzufangen wissen.
Kann es sein, dass wir nicht genug wertschätzen, was Arbeit uns wirklich anbietet? Diese unliebsamen Aufgaben, die so unkreativ scheinen und in denen man sich scheinbar nicht selbst verwirklichen kann und die wir nur zu gerne an die Einwanderer aus anderen Ländern abgeben? Die Berufe, die einen körperlich fordern, wie Bauarbeiter, Handwerker, Putzkraft, Pflegekraft, Abfallwirtschaft, Fabrikarbeit, etc. sind unbeliebt und es wird auf solche Menschen gern herabgeschaut. Wir warten lieber auf das richtige Angebot, die goldene Gelegenheit, den Jackpot. Wir haben unendlich viele Bedingungen an die Arbeitszeit, das Gehalt, die Tätigkeit, das Umfeld und meinen, diese äußeren Faktoren würden uns zu mehr Glück verhelfen. Natürlich machen sie unser Leben bequemer, aber machen sie es erfüllter?
Was ich an Arbeit so schätze ist, dass sie Rhythmus in mein Leben bringt, ich weiß, wofür ich aufstehe, wofür ich ins Bett gehe und mich kümmere, dass ich fit bin für den nächsten Tag.
Ich mag, dass sie mich fordert und manchmal auch herausfordert.
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Sie fordert mich körperlich, d.h. sie fragt nach einer gewissen körperlichen Fitness, damit ich es durch den Tag schaffe, ohne vor Erschöpfung zusammen zu brechen. Dies fördert meine generelle Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden.
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Sie fordert mich emotional, d.h. sie fragt nach einer emotionalen Fitness, mit den zwischenmenschlichen Differenzen, die sich während der Arbeit ergeben, umgehen zu lernen, diese zu verarbeiten und loszulassen. Dies fördert meine Beziehungsfähigkeit und bereichert damit meine privaten Lebensbereiche.
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Sie fordert mich mental, d.h. sie fragt nach Fokus, Präsenz und Knowhow und erlaubt mir nicht, einfach in Gedanken abzuschweifen und mich in einer Phantasiewelt zu verlieren. Dies fördert eine Bodenständigkeit und Realitätsnähe, die sonst schnell verloren gehen kann, weil ich den Bezug verliere zu dem, was in der Welt vor sich geht.
Um all diese Punkte meistern zu können fordert sie, mich um mich selbst zu kümmern, dafür zu sorgen, dass ich passende Kleidung trage, darauf zu achten, was ich esse, was ich trinke, wann ich schlafen gehe, wieviel ich mich bewege, mich zu pflegen, etc.
Arbeit bedeutet für mich, eine Aufgabe in der Gesellschaft zu übernehmen, sie fordert mich auf, nicht nur für mich selbst da zu sein, sondern auch für andere. Und mit dieser Aufgabe, etwas für andere zu leisten, kommt eine Verantwortung mir selbst und meinem Körper gegenüber, die größer ist als nur Selbsterhalt und die interessanterweise zu mehr Vitalität, Kraft und Gesundheit führt.
Ich komme also zu dem Fazit, dass Arbeit gesund ist, sie gibt mir Kraft und um so mehr ich bereit bin zu geben, um so mehr Vitalität gibt sie mir zurück. Und Vitalität ist etwas, was mich lebendig sein lässt, mir Freude bringt und mein Leben erfüllt sein lässt, ohne dass es dazu irgendwelche äußeren Zutaten braucht.
Inspiriert von dem Artikel: There is honour in every job
Gelistet unter
Arbeitslosigkeit, Gesundes Leben, Verantwortung, Vitalität, Work-Life-Balance