Hellsehen kann nicht jeder, hellfühlen können wir alle.

Bevor ich Universal Medicine und Serge Benhayon kannte und an einer Veranstaltung teilnahm, hatte ich noch nie etwas von Hellfühligkeit (clairsentience) gehört und doch wusste ich sofort, was das Wort bedeutet: Alles mit Klarheit wahrzunehmen, mit Klarheit zu fühlen, hell fühlen.

Ich, wir alle, können die Energie, die man im Hintergrund aller Geschehnisse, Dinge und Menschen fühlt und alles, was zwischen den Zeilen steht, spüren. Und wir dürfen, ja sollten dem, was wir fühlen, Glauben schenken, es ernst nehmen und nicht als Unsinn verwerfen.


Der Begriff "Hellseher" oder "hellsehen" war mir natürlich bekannt. Da tauchten Klischeevorstellungen auf von Frauen (warum eigentlich?) in wallenden Gewändern mit viel Augenmakeup, die Tarot Karten, Kristallkugeln, in Teeblättern und Handflächen lesen und dann ihre Vorhersagen machen, ob positiv und hoffnungsweckend oder auch in Form einer Warnung.

Die wahre Bedeutung von Hellsehen ist natürlich klarsehen, mit Klarheit sehen; das kann sich zudem auf die Fähigkeit beziehen, formlose Dinge zu sehen wie z.B. die Aura eines Lebewesens oder formlose Gestalten wie Naturgeister. Begriffe wie Hellsehen, Intuition, Visionen, Wahrsagen usw. werden hierbei oft undifferenziert, wenn nicht gar falsch benutzt und entbehren dann der Klarheit und energetischen Integrität, die zugrunde liegen sollte, wenn es um energetisches Wahrnehmen geht. Speziell beim visuellen, hellsehenden Wahrnehmen muss die Frage gestellt werden, inwieweit dies frei von den Einflüssen eigener oder kollektiver Vorstellungen, Glaubens- und Identifikationsstrukturen sein kann, seien diese nun bewusst oder unbewusst. Solange die Quelle dieser 'Sicht' nebulös und undefiniert bleibt, also nicht mit absoluter Gewissheit bekannt ist – kann man dann diesen Bildern alleine trauen? Was sehen wir wirklich, wenn wir nicht unseren ganzen Körper als Antenne, als wahrnehmenden Empfänger einbeziehen, sondern nur den visuellen, mentalen Sinn verwenden? Und wenn wir darüber hinaus oftmals nicht wirklich wissen (oder wissen wollen), dass es zwei Quellen, zwei Bewusstseinsebenen gibt, die unsere Wahrnehmung und unser Verständnis des Wahrgenommenen informieren?
Die Mehrheit der Menschheit verlässt sich natürlich eher auf das, was wir auf physischer Ebene ganz handfest vor uns sehen. Doch sehen wir wirklich alles, was tatsächlich da ist, wenn wir uns hauptsächlich auf nur einen unserer fünf körperlichen Sinne, also auf unsere Augen, verlassen?

Was passiert, wenn wir sehen, schauen, blicken oder spähen? Und wie klar sehen wir wirklich?

Unsere Augen können und werden sehr leicht getäuscht – Bilder kann man photoshoppen, Objekte und Menschen entfernen oder hinzufügen; Statistiken werden auftragsgemäß frisiert, Resultate über- oder untertrieben; Fehlinformationen, Falschmeldungen und Manipulationen soweit das Auge reicht. Und die Wirklichkeit? Wir sehen, was wir sehen wollen – und was wir nicht sehen wollen, sehen wir eben nicht. So einfach ist das. In unserer Abwehrhaltung drücken wir nicht nur ein, sondern beide Augen ganz fest zu.

Und zu allem Überfluss gibt es dann noch die sogenannte Bestätigungsverzerrung, die uns wie ein Hund brav an der Leine führt und uns die erwünschten ‚Indizien‘ dafür liefert, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Diese Verzerrung liefert die Bestätigung einer vorgefassten Ansicht oder Meinung und fördert das sich-im-Kreis-Drehen, bestätigt genau das, was wir bestätigt haben wollen. Beispiele dafür wären die ehemals behaupteten ‚Fakten‘, dass das Rauchen einer Zigarette entspannend sei, dass ein oder zwei Gläschen Wein am Tag Herzerkrankungen verhinderten, dass es bei Anorexie um das Körperbild gehe, dass Flüchtlinge Kriminelle sind, dass eine fettarme aber zuckerreiche Ernährung gut für uns ist, usw. usw. usw.

Und was hat es dann mit dieser Hellfühligkeit auf sich?

Hellfühligkeit umfasst alle unsere Sinne und ist ein körperlich empfundenes Wissen, das keine äußere Quelle zur Bestätigung braucht. Hellfühligkeit ist unser sechster Sinn und unser Geburtsrecht, ein uns angeborener Sinn, den wir nie verlieren; wir alle spüren alles, unabdingbar und unaufhörlich.

„Was soll dieser Quatsch? Machst du dich über uns lustig?“, höre ich euch sagen.

Nein, das tue ich nicht. Einstmals dachte ich auch, ich hätte diese Fähigkeit verloren, wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt. In Wirklichkeit hatte ich meine Hellfühligkeit einfach übersehen, zur Seite geschoben, abgeschrieben und vernachlässigt. Ich hatte sie der Notwendigkeit geopfert, nur das zu sehen, was ich sehen wollte und musste, zu Gunsten meiner persönlichen Bestätigungsverzerrung, meiner Bequemlichkeit und dem Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden.

Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn wir Leute treffen, die sich gerade gestritten haben und dann so tun, als sei alles in Ordnung. Wir sehen es, wir riechen es, wir hören es und wir spüren es. Wir sehen das falsche Lächeln, wir hören es am Ton ihrer Stimmen, es liegt etwas in der Luft. Es besteht keinerlei Zweifel und wir brauchen keine Bestätigung von außen – da ist einwandfrei dicke Luft – so dick, dass wir sie mit einem Messer durchschneiden könnten.

Bei der Hellfühligkeit geht es darum, mit dem ganzen Körper zu fühlen. Und wir wissen alle, wie das geht und brauchen dafür keine Gebrauchsanleitung. Wir fühlen die ganze Zeit und allerorts, das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber wie kommt es dann, dass uns die Idee der Hellfühligkeit fremd oder komisch vorkommt? Liegt es daran, dass wir unseren sechsten Sinn beständig ignorieren und daraus schließen, dass es ihn nicht gibt? Ist es möglich, dass wir etwas hellfühlig spüren und schnellstens beiseiteschieben, weil es unsere Komfortzone gefährdet?

Zum Beispiel:

  • Wir alle wissen, wie schwer und erdrückend sich das Ja-Sagen anfühlt, wenn jede Faser unseres Körpers nein schreit.
  • Wir wissen genau, dass Alkohol nicht gut für uns ist, lachen und witzeln aber über den sogenannten inneren Schweinehund oder besänftigen uns mit dem Motto ‚Trinken in Maßen‘. Und warum? Damit wir nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen und nur unseren Zuckerpegel erreichen und unsere Linderung kriegen.
  • Wir wissen genau, wenn wir einen 'Braten riechen', auch wenn meilenweit kein Fleisch in Sicht ist.
  • Und wer kann schon behaupten, noch nie gespürt zu haben, dass an einer Sache etwas faul ist?

Wieso wissen wir das alles und woher kommt dieses Wissen?

Wie der Titel schon sagt, Hellfühligkeit ist unser Geburtsrecht. Und so steht uns die Hellfühligkeit immer zur Verfügung, ist immer zu Diensten, wir müssen sie weder lernen noch mühselig üben. Und außerdem: Es braucht viel mehr Energie, die Hellfühligkeit zu bekämpfen, als ihr in unserem Leben Raum zu geben.


Buchempfehlung zum Thema Hellfühligkeit (clairsentience): An Open Letter to Humanity (insbesondere die Seiten 217 - 222)

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  • Von Gabriele Conrad, Editor

  • Foto: Iris Pohl, Photographer and Videographer