Ich liebe Esoteric Yoga

Ich liebe Esoteric Yoga. Auch wenn es keine Liebe auf den ersten Blick war, denn als ich dieser Modalität vor circa 12 Jahren zum ersten Mal begegnete, konnte ich erstmal nicht so viel damit anfangen. Ich besuchte damals einen Kurs, und im Rahmen dieses Kurses wurde auch Esoteric Yoga angeboten.

Eine Esoteric Yoga Sitzung kann zwischen 30-60 Minuten dauern. Meistens wird es auf dem Boden praktiziert, bei kürzeren Sessions, 20 – 30 Minuten, kann Esoteric Yoga auch sitzend auf einem Stuhl ausgeführt werden.

Bei einer Esoteric Yoga Sitzung wird eine ganz einfache Abfolge von Bewegungen durchgeführt. Man beginnt zum Beispiel sitzend auf einer Matte, dann legt man sich hin, danach setzt man sich wieder auf und macht einfache Bewegungen mit den Beinen, alles unter Anleitung.

Die Stimme des Anleitenden spielt dabei eine große Rolle, denn über die Stimme wird viel vermittelt. Tatsächlich wird nämlich der Körper und nicht der Kopf angeleitet, der Körper bekommt einen neuen Eindruck von einer Art und Weise sich zu bewegen, die dann in die alltäglichen Bewegungen übernommen werden kann.

All diese Bewegungen sind sehr einfach und können monoton und langweilig erscheinen, so empfand ich es jedenfalls bei meinen ersten Esoteric Yoga Stunden. Ich verstand damals nicht, was mir das bringen soll. Ich machte diese einfachen Bewegungen und das gestreckt über den Zeitraum von einer Stunde. Dieses quasi ‚Nichts-Tun‘ über 60 Minuten hinweg ‚auszuhalten‘ war nicht immer einfach. Aber ich blieb dran, denn ich wollte wissen, was es mit dem Esoteric Yoga wirklich auf sich hat.

Langsam, mit der Zeit, fand ich tieferen Zugang zu dieser Modalität. Ich fing an zu verstehen, dass es nicht nur um die oben beschriebene Abfolge von Bewegungen geht. Es geht um viel mehr. Es geht nämlich darum, während der ganzen Zeit mit seinen Gedanken nicht wegzuwandern und irgendwo rum zu schwirren, wie zum Beispiel‚ was koche ich heute‘, ‚was mache ich heute Abend‘, ‚was muss ich noch erledigen‘. Sondern in jedem Moment der 60-minütigen Esoteric Yoga Stunde mit seinen Gedanken beim Körper zu sein und genau das wahrzunehmen, was der Körper gerade tut und uns kommuniziert. Bewegt der Körper sich, dann gilt es, mit seinen Gedanken den Bewegungen des Körpers zu folgen. Liegt oder sitzt der Körper still, dann gilt es, seinen Körper und das, was im Körper vorgeht und was der Körper uns mitteilt, zu fühlen, zu hören und zu beobachten.

Es geht aber nicht nur darum, dass Körper und Gedanken in jedem Moment Eins sind, sondern es geht auch um die energetische Qualität, in der man sich in jedem Moment befindet, ungeachtet dessen, ob man sich gerade bewegt oder einfach nur sitzt oder liegt. Sind zum Beispiel meine Bewegungen, wenn ich mich aufsetze oder hinlege, abrupt, hart, schnell, langsam, abgehackt, unverbunden mit meinem Körper, oder sind meine Bewegungen im Einklang mit meinem Körper und seinem inneren Rhythmus/Puls. Kommt bei den Bewegungen meine Zartheit und Feinheit zum Ausdruck oder eher Härte, Abruptheit und Unverbundenheit?

Wenn man sich während der 60 Minuten einer Esoteric Yoga Stunde den Raum gibt und sich erlaubt, auf diese Aspekte – das Eins-Sein von Körper und Gedanken und die gelebte Qualität – zu fokussieren, dann sind die 60 Minuten keineswegs monoton und langweilig, sondern im Gegenteil super spannend und interessant und können sehr heilend für Körper und Gedanken sein.

Praktiziert man das Eins-Sein von Körper und Gedanken und das Fokussieren auf die Qualität in seinen Bewegungen regelmäßig – ob im Rahmen einer Esoteric Yoga Stunde oder 24/7 in jedem Moment unseres Alltags – dann erfährt man mit der Zeit ein Tiefergehen. Wir stärken und vertiefen unsere Verbindung zu unserem Körper und unserem Innersten, unserer Wahrheit. Diese tiefere Verbundenheit und Präsenz gibt uns Stabilität und Selbstvertrauen.

Auch körperliche Erfahrungen sind möglich im Esoteric Yoga, so kann ich mich zum Beispiel daran erinnern, dass ich zu Beginn einer Esoteric Yoga Stunde Schmerzen im unteren Rücken hatte. Wegen der Schmerzen konnte ich nicht entspannt und aufrecht sitzen. Durch die einfachen Bewegungen und die Vertiefung zu mir und meinem Innersten entstand ein Gefühl von mehr Raum in mir, auch das Gewebe schien weniger dicht und die Muskulatur konnte dadurch mehr loslassen. Im Laufe der Stunde gingen die Schmerzen weg, ohne dass ich mich speziell darauf fokussiert oder diese weg gewünscht habe.

Das Schöne und letztendlich wirklich Unterstützende ist, dass Esoteric Yoga nicht nur im Rahmen einer Esoteric Yoga Stunde geübt und praktiziert werden kann, sondern, wie oben bereits erwähnt, in jedem Moment des Tages, also 24/7.

Je mehr ich mit meinen Gedanken bei meinem Körper bin und mit dem, was ich in jedem Moment tue, sowie dem, was mir mein Körper mitteilt, desto mehr erfahre ich von meinem Körper; und desto mehr habe ich die Möglichkeit, darauf zu antworten und so die Verbindung mit mir und meinem Körper zu stärken und zu vertiefen.

Mir der Qualität meiner Bewegungen bewusst zu sein und diese in jedem Moment meines Tages zu vertiefen, hat nicht nur mehr Vitalität in meinen Alltag/Körper gebracht, sondern hat in mir das Bewusstsein gestärkt, dass wir in jedem Moment mit jeder Bewegung eine energetische Verantwortung tragen.

Unser Körper ist ein Gefährt, das sich in einem universellen Raum mit vielen anderen Körpern bewegt und jede Bewegung, die ich mache, hat Einfluss auf mein Umfeld und nicht nur mein direktes, sondern den gesamten universellen Raum, in dem wir leben. Die Welt ist wie ein riesengroßer Pool und jede Bewegung verursacht eine Welle und jede Welle, die von mir ausgeht, hat eine bestimmte Qualität und diese Qualität sende ich in die Welt.

Lebe ich in der isolierten Wahrnehmung, dass ich eine individualisierte Einheit bin oder bewege ich mich kraftvoll und in dem Wissen meiner universellen Bedeutung und Größe mit Fürsorge, absoluter Achtung und Herzenswärme in Innigkeit mit meiner immensen Wirkung auf den universellen Raum, von dem ich ein klitzekleiner, aber wesentlicher Teil bin? Die Sorgfalt, mit der wir unseren Körper behandeln und bewegen, lässt uns durch den universellen Raum gleiten und bietet jedem an, Teil dieser universellen Bewegung zu sein.

Esoteric Yoga hat mich die wahre Größe meines/unseres Körpers gelehrt und den wesentlichen Einfluss den wir auf alles haben, ohne etwas zu tun, nur durch die Simplizität und Qualität unserer Bewegungen.


Mehr Info zu Esoteric Yoga finden Sie unter www.esotericyoga.de

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  • Von Pia Jung

  • Foto: Steffi Henn