Die Vorteile einer glutenfreien Ernährung

Für viele von uns ist Brot nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch ein Lebensstil, es ist ein Teil unseres Lebens. Das ist eine der größten Hürden, die es zu beseitigen gilt, wenn man die Entscheidung trifft, kein Gluten mehr zu essen. Vor allem in Deutschland, da Brot eines unserer Grundnahrungsmittel ist.

Auch ist deutsches Brot weltweit bekannt und beliebt als eine Spezialität der Deutschen. Es geht hier also nicht nur um das Geschmackserlebnis, sondern auch um nationalen Stolz und Identifikation mit etwas, wofür wir als Volk international Anerkennung erhalten. Dies trägt ebenfalls dazu bei, Brot als wesentlichen Bestandteil unserer Ernährungskultur zu verstehen.

Man findet in Deutschland mittlerweile in jedem Dorf und in den Innenstädten fast an jeder Straßenecke eine Bäckerei. Also wenn man mal unterwegs ist und einen der Appetit oder Hunger überkommt, ist die Bäckerei für viele oft die nächstgelegene Anlaufstelle, egal ob es um Frühstück, Mittagspausensnack oder eine kleine Mahlzeit zwischendurch geht. Bei diesem Trend ist die Entscheidung auf Gluten zu verzichten oder Kohlenhydrate zu reduzieren natürlich eine große Umstellung, denn in der ganz normalen Bäckerei finde ich dann eigentlich nichts mehr zu Essen.  


Ist Vollkornbrot die gesündere Alternative?

Vollkorn ist in Deutschland groß geschrieben, dies verdanken wir Ärzten wie Dr. Bruker, der in den 70er- und 80er-Jahren mit Vollwertkost Erfolge erzielte. Seitdem ist es in unseren Köpfen verankert, dass Körner und Rohkost gesund sind. Natürlich ist da auch was dran, denn dies war die Antwort auf die Denaturierung der Nahrung, die ja bis heute so weit fortgeschritten ist, dass es sogenannte Lebensmittel gibt, die eigentlich nur noch aus Abfällen bestehen oder aus Zutaten, die wir so nie anrühren würden, aber die in ihrer Konsistenz, Farbe und Geschmack so aufgepeppt werden, dass wir sie doch essen, obwohl sie keinerlei Nährwert für unseren Körper enthalten.

Ich habe viele Jahre Frischkornbrei und Haferbrei zum Frühstück gegessen und mich von Vollkornbrot ernährt. Aber auch in Vollkorngetreide ist Gluten enthalten und so bin ich letztendlich auf Hirsebrei, Reisbrei und glutenfreie Pfannkuchen zum Frühstück umgestiegen, was mir persönlich geholfen hat von Gluten frei zu kommen und meinen Körper zu entlasten.

Ich habe schon immer ein sehr sensibles Verdauungssystem gehabt, besonders das rohe Getreide in Form des Frischkornbreis war immer sehr schwer verdaulich für mich und so war Haferbrei viele Jahre lang eine sehr unterstützende Alternative. Der übermäßige Verzehr von Zucker spielt wohl bei dieser Verdauungsschwierigkeit ebenfalls eine Rolle, jedoch darf man nicht vergessen, dass auch Vollkorngetreide einen hohen Anteil an Kohlenhydraten enthält, der recht schnell in Zucker umgewandelt wird.


Der neue Trend - Eiweißbrot

Der neue Trend und die angeblich gesündere Alternative ist Eiweißbrot. Der Fokus ist hier auf Kohlenhydratreduktion ausgerichtet, weil man mittlerweile weiß, dass vor allem Kohlenhydrate und nicht Fette verantwortlich sind für Übergewicht. Dieses Brot ist also gedacht für Leute, die abnehmen wollen. Was aber viele nicht wissen ist, dass das hierbei zugesetzte Protein Gluten ist. Demnach wird diese ‚gesunde’ Alternative um eine Zutat ergänzt, die im Endeffekt genauso belastend für unseren Körper ist wie das herkömmliche Brot.


Warum eigentlich glutenfrei?

Ist das nur so eine neue Modewelle, die bald wieder vorbei gehen wird oder was ist da eigentlich dran?

Ich ernähre mich seit vielen Jahren glutenfrei und das nicht, weil ich Zöliakie habe, sondern weil ich mich dadurch vitaler und leichter fühle, klarer im Kopf und weniger müde bin und mein Verdauungssystem und überhaupt mein Körper sich weniger schwer und belastet anfühlen. Dies ist von mir ganz einfach erforscht durch die Beobachtung meines eigenen Körpers und den Rückmeldungen, die er mir beständig gibt. Interessant bei meinen Beobachtungen ist auch, dass meine Wahrnehmungsfähigkeit feiner und intensiver geworden ist, seit ich mich glutenfrei ernähre und generell meine Ernährung so ausgerichtet habe, dass sie mich unterstützt.

Darüber hinaus gibt es einige Ärzte, die mit sich und ihren Patienten ähnliche Beobachtungen gemacht und sich mit diesem Thema näher beschäftigt haben. Daher gibt es inzwischen einiges an Literatur, die den Zusammenhang zwischen Gluten und unserer Gesundheit aufzeigt.

Der amerikanische Kardiologe Dr. William Davis hat seinen Erfahrungsschatz in dem Buch „Weizenwampe“ veröffentlicht. Er stellt seit einigen Jahrzehnten seine Patienten auf weizenfreie Ernährung um und hat damit großartige Erfolge erzielt, u.a.:

  • Gewichtsverlust von 12-15kg über mehrere Monate

  • Deutliche Verbesserung oder komplette Befreiung von arthritischen Beschwerden

  • Verbesserung von Asthma - ohne Asthmaspray auskommen

  • Totale Befreiung von Aufstoßen, Reflux und Reizdarmsyndrom

  • Das Verschwinden von Schwellungen und Taubheit in den Beinen, verstärkte mentale Klarheit, tieferer Schlaf, stabilere Stimmung  

Dr. Perlmutter, ein amerikanischer Neurologe, hat sich vor allem mit dem Einfluss von Gluten auf unser Gehirn beschäftigt und empfiehlt eine ketogene Ernährung. Diese Ernährung ist interessanterweise hoch an gesunden Fetten und stellt damit die tiefsitzende Idee, dass Fett angeblich fett macht, in Frage – eine Lüge, die auch Dr. Bruker in den 70iger Jahren schon versuchte auszuräumen, die aber bis heute in unseren Köpfen sitzt. Auch Dr. Perlmutter empfiehlt eine glutenfreie Ernährung aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungswerte aus der Praxis.

Dr. Mark Hyman stellt eine Liste von 55 Krankheiten auf, die durch Gluten-Unverträglichkeit verursacht sein können, z.B. Osteoporose, Reizkolon, Anämie, Krebs, Energiemangel, Rheuma, Lupus erythematodes, Multiple Sklerose und fast alle anderen Autoimmunkrankheiten. Gluten wird auch in Verbindung gebracht mit einer großen Anzahl an psychischen und neurologischen Erkrankungen wie Angstzustände, Depression, Schizophrenie, Demenz, Migräne, Epilepsie, Neuropathie und Autismus.

Dr. Campbell-McBride, eine in England praktizierende russische Neurologin, hat sich aufgrund der Erkrankung ihres Sohnes intensiv mit dem Einfluss der Ernährung auf Autismus und Verhaltensstörungen bei Kindern beschäftigt. Ihr Buch heißt „GAPS - Gut and Psychology Syndrome": Wie Darm und Psyche sich beeinflussen - Natürliche Behandlung bei Autismus, ADS, Dyslexia, Dyspraxia, Depressionen und Schizophrenie.


Worin ist Gluten alles enthalten und was sind die Alternativen?

Gluten-haltiges Getreide

Weizen, Dinkel, Einkorn, Kamut, Roggen, Gerste, Bulgur. Hafer ist oft mit Gluten ‚verunreinigt’ und enthält ein Eiweiß, welches dem Gluten sehr ähnlich ist. Man findet Gluten in Pizza, Nudeln, Brot, Kuchen und in den meisten Fertiglebensmitteln. Versteckt findet man es z.B. in Chips, Soßen, Salatsoßen, Fertigsuppen, Wurst, Sojasoße, Seitan und vielen Tofusorten. Man sollte sich jedenfalls angewöhnen, auf die Zutatenliste zu schauen.

Glutenfreies Getreide und Getreidealternativen

Mais, Reis, Hirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth, Chia, Kichererbsenmehl, Nussmehle, Saaten (Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Sesam) Pfeilwurzelstärke, Guarkernmehl, Kokosmehl, Esskastanienmehl, Sago u.a..

Heute sind glutenfreie Produkte nicht nur in Biomärkten und Reformhäusern zu finden, sondern auch verfügbar in fast allen Supermärkten. Die Nachfrage wächst und das Bewusstsein über die Auswirkung von Gluten nimmt zu, genauso wie die Reaktion unseres Körpers auf das Klebeeiweiß.


Gluten Unverträglichkeit - wie lässt sich das testen?

Es gibt die Möglichkeit, sich auf Gluten-Unverträglichkeit testen zu lassen. Die gängige Methode war bisher eine Darmspiegelung nach vorheriger Verabreichung von Gluten – es wird geschaut, wie die Darmzotten darauf reagieren. Dies ist ein relativ starker körperlicher Eingriff, noch dazu kommt, dass es viele Menschen gibt, die nicht im Darm auf Gluten reagieren, sondern anders wo im Körper und so kann ich diese Untersuchung nur bedingt empfehlen. Es gibt jedoch mittlerweile Tests, die Antikörper im Blut feststellen können, hierzu am besten den Hausarzt fragen. Die beste Art zu testen, ob es Ihnen ohne Gluten besser geht, ist jedoch, wenn Sie es 2-3 Wochen komplett und konsequent weglassen. Dies gibt dem Körper zwar nicht die Gelegenheit, sich völlig von den Auswirkungen zu befreien, aber es gibt uns die Gelegenheit zu erfahren wie wir uns fühlen, wenn wir nicht unter dem Einfluss von Gluten sind. Dies gilt im Übrigen für alle Lebensmittel – der beste Test ist, am eigenen Körper auszuprobieren wie es mir geht, wenn ich etwas weglasse.

Dinge, die zu beobachten sind:

Veränderungen in der Verdauung, Erleichterung bei Kopfschmerzen und Verspannungen, Klarheit der Gedanken, höhere Konzentrationsfähigkeit, Fitness und Vitalität, bessere Schlafqualität, mehr Kreativität und Freude am Leben, emotionale Ausgeglichenheit etc.

Unser Körper hat das beste Feedbacksystem, welches ich kenne. Wenn wir bereit sind, auf ihn zu hören und ihn zu achten, gibt er uns fein abgestimmte Signale, was ihn unterstützt und was nicht.

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  • Von Judith Andras, Heilpraktikerin

  • Foto: Monika Korb, Inhaberin von Einfach Himmlisch - Die Manufaktur von handgemachten Back- und Süßwaren, vegan, glutunfrei und ohne Zucker und Milchprodukte