Unterhaltung

Was ist das eigentlich?

Der Ausdruck Unter-HALTUNG gibt schon eine Menge Preis.

In den Worten steckt die Frage:

Was für eine HALTUNG kommt uns denn unter?

Was nach einem ganz normalen Fernsehabend aussieht, ist weit mehr, als das Auge sehen kann. Viele Menschen berichten davon, dass der Film oder das Theaterstück sie bewegt hat. Wieder ein Wort, das nicht zu unterschätzen ist.

Ein Ereignis, das Auswirkungen auf unsere Bewegungen haben kann.

Unsere Sprache deckt auf, was wir eigentlich suchen und vermeiden. Ignorieren und schönreden: in unseren Bewegungen zu bleiben. Unserer HALTUNG. Die eigene Haltung, das Bewegen im Fluss der eigenen Impulse, ist für viele „langweilig“, nicht „entertaining genug“ oder „zu herausfordernd“, als dass man damit den Abend mal in Stille begehen möchte. Es ist doch interessant, dass die Fernseh-ABENDE nicht Fernseh-Momente sind. Wie oft flimmert die Kiste einfach so vor sich hin. „Damit was los ist“. „Damit es nicht so still ist in der Wohnung“. „Damit einem nicht langweilig wird“.

Und das ausgerechnet vor dem Schlafen-gehen. Der Phase des Tages, in dem der Körper die Chance hat, zu regenerieren und neue Impulse zu tanken. Aus der Kraft der Seele. Und kurz vorher laden wir unsere BEWEGUNGEN nochmal mit den Impulsen aus der Filmkiste auf.

Wird uns da wirklich etwas gerecht oder gehen wir bewusst eine Unterhaltung ein, damit eine uns angebotene HALTUNG unseren Zustand unterhält? Untergräbt oder überschreibt, was eigentlich im Angebot ist…?

Was, wenn Langeweile - also ein Gefühl von Anstrengung, im Moment zu sein - mit dem Zustand von Präsenz und Ruhe verwechselt wird. Oder einfacher gesagt: ein Zustand, in dem Stimulans gesucht wird, weil der SINN für den Moment fehlt, nicht greifbar ist?

Wenn der Sinn schon nicht mehr erfassbar ist, bleibt die Frage - wo ist er denn hin - der Sinn…? Was wenn es an sich schon einen Sinn ergibt, einfach nur zu sein? Das soll schon SINN genug sein…?

Ja.

Und das innere Wachstum? Selbstverständlich sind wir nicht hier, um Einsiedler zu sein. Wir sind gefragt, als Teile des Ganzen Impulse von außen als Anregung zu sehen und selbst auch Impulsgeber zu sein. Also im „Zwiegespräch“ mit der Außenwelt.

Der einzige Punkt, der dabei hinkt, ist: Wenn ich mich mit der Welt so ganz bewusst auseinandersetzen möchte, UNTERHALTUNG nutze, um in dieses Zwiegespräch zu gehen - ist dann tatsächlich ein Fernsehabend so ein Ereignis? Oder ist das mehr ein „berieseln lassen“ - ein „auschecken“ oder „belohnen/ ablenken/ abschalten“?


Und da schließt sich der Bogen zu dem Eindruck des „bewegt seins“ beim Betrachten von Filmen oder sonst einer Unterhaltung. Es wird eine BEWEGUNG angeboten. Es wird einem abgenommen, sich selbst in der eigenen Haltung zu bewegen - mal ABSCHALTEN…

Was wenn das, was wir dann abschalten - wenn wir UnterHALTUNG suchen - unser bewusstes Wahrnehmen, Fühlen ist? Das präsent Sein. Von was wollen wir denn sonst abgelenkt oder abgeschaltet werden? Vom Alltag. Ok. Aber von was genau? Was bewegt denn unseren Alltag? Wir selbst bewegen den Alltag. In jedem Moment.

Wir treffen Entscheidungen. Nehmen die Welt um uns herum wahr - und das, was wir da wahrnehmen, gefällt uns vielleicht oder auch nicht. Vielleicht gefallen uns auch unsere eigenen Entscheidungen nicht. Oder die von anderen. Was immer es ist - schließlich bleiben die Worte SINN und UNTERHALTUNG in Bezug zueinander. Wo fehlt der SINN, dass die UNTERHALTUNG den Platz einnehmen soll?

Wozu die UnterHALTUNG, wenn das kein ganz purer, bewusster Vorgang ist, der den SINN unseres Seins unterstreicht, hervorhebt, vertieft oder ausdehnt? Zwiegespräch ist dabei wohl schon zu weit gegriffen - denn eigentlich werden wir besprochen. BEWEGT. Von Bildern, Musik, Emotionen.

Lieber was anderes, als das eigene“ - könnte der Spruch sein, den man vor dem Bedienen einer Fernbedienung aufsagt. Die Ablenkung davon, vertiefend oder überhaupt mal mit sich zu sein.

Die Schönheit der Stille von Präsenz ist ein fortlaufendes Angebot unserer Seele. Genauso wie das 24/7 Entertainment Programm der Lieblingssender oder Streamingdienste, das täglich darauf wartet, uns zu unterhalten. Uns eine HALTUNG unterzujubeln. Uns bewegt zu entlassen aus dem Ereignis der Unterhaltung. Bewegt von und mit etwas, dass WIR womöglich gar nicht sind. Bereit, uns jederzeit schon wieder das nächste Angebot zu machen. Und das nächste. Und das nächste. 
Unsere Präsenz, unser Umgang mit der Welt der Unter-HALTUNG, ist durch unsere bewusste Entscheidung entweder ein Moment der SINN-haftigkeit oder der SINN-losigkeit.

Wir entscheiden. Schauen Sie doch mal bewusst rein, in einen solchen Fernsehabend. Es wird ihre Sehgewohnheit möglicherweise verändern…. oder Sie schalten ab. Aber nicht sich selbst - sondern den Fernseher.

…was womöglich auch ihren Schlaf verändert. Soweit also: GUTE NACHT

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  • Von Christina Hecke