Abnehmen - mehr als Diät

Manchmal, wenn ich verreise und meinen 20 kg schweren Koffer anschaue, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich mal das Doppelte von diesem Gewicht zusätzlich an meinem Körper getragen habe!


Als kleines Mädchen war ich dünn, sehr dünn. So dünn, dass meine Eltern sich schon Sorgen machten. Doch dann, im Alter von ca. 10 Jahren wurde ich übergewichtig.

Es war und ist 'normal' in meiner Familie, Süßigkeiten zu essen – es gibt sogar einen eigenen Schrank dafür im Wohnzimmer! Außerdem waren süßes Essen und Trinken, wie Nutella, Cola und Limo mein Alltag. Essen, im speziellen Süßes, hat mich irgendwie 'abgefüllt' – ich löffelte Nutella direkt aus dem Glas, bis ich mich 'gut' fühlte, was im Endeffekt 'voll und betäubt' war.

Als ich dann mit 10 Jahren die Schule wechselte, raus aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen war, und einen Klassenlehrer bekam, mit dem ich so gar nicht zurechtkam, wurde ich immer dicker, so dass meine Schwester mich 'Miss Piggy', wie das Schwein von den Muppets, nannte, was es nicht leichter machte.

Mit 13 wechselte mein Klassenlehrer erneut und von 'dem Neuen' fühlte ich mich mehr angenommen und unterstützt. Außerdem war ich unglücklich mit meinem 'Rang und Stand' in der Klassen-Hierarchie – wollte ich doch zu der 'gehobenen Klassen-Clique' gehören, und bei denen war man nun mal nicht dick.

Also entschied ich mich ganz bewusst, die Cola wegzulassen und auch sonst mehr auf meine Ernährung zu achten.

Ich wurde wieder dünner und entwickelte mich zu einer sexy jungen Frau. Auch wenn ich nun viel positive Bestätigung von meiner Umwelt bekam, fehlte mir doch immer etwas zu meinem Glück. Ich fühlte mich nicht wirklich zugehörig, nicht ganz verstanden und nicht wirklich verbunden.

Schon als kleines Mädchen hatte ich mich verloren gefühlt in dieser Welt. Mein Trotz und Kampfgeist täuschten über die tiefe Traurigkeit hinweg, die ich beherbergte. Ich traute den Menschen nicht. Fühlte mich unsicher. Passte mich entweder an oder rebellierte – aber wer und wo war ich?

Als junge Frau sah für eine Weile alles ganz gut aus, ich studierte Soziologie und Psychologie, war beliebt, machte Party, war aktiv in der Frauenbewegung und Studentenschaft. Aber dann, im Vordiplom an der Uni entwickelte ich eine Depression und Angststörung. Selbstzweifel plagten mich und ich verlor den Impuls zur Aktivität, schaute jeden Tag fern, trank Bier und zog mich vom Leben ‚da draußen’ zurück. Ich gab mich auf und fühlte mich verloren und gefangen.

Durch meine eigene Psychotherapie kam ich dann wieder etwas in Bewegung und beschloss, eine mehr praktische Ausbildung zu machen. Ich begann eine Ganztagsausbildung in Tanz- und Ausdruckstherapie. Außerdem zog ich mit meinem damaligen Freund und späteren Ehemann zusammen.

Mein Leben wurde besser

Essen war mir schon immer wichtig gewesen. Zusammen mit meinem Partner zelebrierte ich ‚gutes Essen & Trinken’ in seiner Höchstform. Wir liebten es, zu kochen und die ausgefallensten, reichhaltigsten Mahlzeiten zu entwickeln – dazu ein ‚guter’ Bio-Wein, aber auch mehr profane Gerichte wie Pizza wurden zu besten Freunden, die da waren, um mir das Leben zu versüßen, insbesondere in Zeiten, wenn ich mich nicht so gut fühlte.

Noch während der Ausbildung zur Ausdruckstherapeutin, sogar mit fünf Stunden Tanztraining dreimal pro Woche, fing ich an, wieder Gewicht zuzunehmen. Die Ausbildung näherte sich ihrem Ende und es ging nun darum, wieder ‚hinaus in die Welt’ zu gehen. Ich hatte das Gefühl, mich vor den Menschen ‚da draußen’ schützen zu müssen, wollte ihnen eigentlich nicht begegnen und wollte, ganz ehrlich gesagt, auch nicht arbeiten gehen.

Nach einer allergischen Reaktion entwickelte ich zusätzlich ein starkes Asthma und musste jeden Tag mehrmals Cortison inhalieren. Das trug zu meiner Gewichtszunahme bei und eine der Nebenwirkungen des Medikaments war, dass man sich wie in einem Nebel fühlte. Mein gesamtes Leben wurde irgendwie unwirklich... Als würde ich träumen oder mir zuschauen, wie ich in einem Film von meinem Leben eine Rolle spielte. Nachdem ich ein paar Jahre so existiert hatte, mein Gewicht auf über 100kg stieg und ich zweimal fast an einem Asthma-Anfall gestorben wäre, suchte ich dringend nach Hilfe für eine Veränderung.

Mein bequemes Leben war sehr unbequem geworden

Auch wenn meine Art der Ernährung nicht die bekömmlichste oder leichteste war, verstand ich doch, dass sie nicht die einzige Ursache für meine Gewichtszunahme war. Ich beschloss also, nicht dagegen anzukämpfen, was Diät halten für mich gewesen wäre, sondern gab auf.

Auch die vielen alternativen Heilmethoden, die ich über die Jahre ausprobiert hatte, hatten nicht wirklich gewirkt. Als ich 2004 mit Universal Medicine in Kontakt kam, sprach mir das, was ich von Serge Benhayon, dem Begründer von Universal Medicine, hörte, aus der Seele. Etwas, was ich lange aufgegeben hatte, war hier aktiv, wurde ungeschützt vorgetragen und vorgelebt. Wegen meiner schlechten Englischkenntnisse verstand ich am Anfang gar nicht alles, aber mein Körper reagierte ganz eindeutig: Es fühlte sich an wie ein Nach-Hause-kommen. Ankommen. Obwohl noch ein langer Weg vor mir lag. Ich spürte eine Sicherheit, die mir Mut machte und ich begann, mein Leben zu verändern.

Ich realisierte, dass ich mich nie genug selbst wertgeschätzt hatte, um mich wirklich mal um mich selbst zu kümmern, geschweige denn so zu leben. Für mich und mein Wohlbefinden zu sorgen, die Verantwortung für mein Leben zu tragen, war mir fremd.

Also begann ich, den Kontakt zu mir mehr zu pflegen, wahrzunehmen, wie ich mich wirklich fühlte und musste feststellen, dass ich sehr viel Traurigkeit in meinem Körper festhielt. Zurückgezogen in mir, mit einer ‚Pufferzone’ zwischen mir und meiner Umgebung, benutzte ich mein Gewicht, um mich vor der Welt zu schützen. Ich war nicht wirklich ehrlich mit mir gewesen und hatte viel dafür getan, mich nicht zu spüren. Das änderte sich jetzt. Durch Universal Medicine und die esoterischen Heilmethoden habe ich wieder Kontakt machen können mit meinem Innersten und damit auch zu meiner Feinfühligkeit, Sensibilität und Zartheit und lernte damit umzugehen und diese nicht als Schwäche zu verstehen, sondern als meine Stärke. Dafür musste ich die Verbindung zu mir und meiner Wahrnehmung vertiefen und die alten Verletzungen heilen und somit ziehen lassen statt mich dahinter zu verstecken. In diesem Zusammenhang lernte ich auch die Gentle Breath Meditation kennen, eine einfache, ganz simple Atem-Meditation, die ich nun täglich anwendete.

Zuerst war ich noch darauf fokussiert, mein Asthma, das Ausdruck einer tiefen Einsamkeit und Trauer in mir war, loszuwerden. Verletzungen, die ich schon so lange mit mir rumtrug, hatten mich dazu gebracht, mich zurückzuziehen und mein Herz zu verschließen. Mit der Zeit kam ich wieder tiefer in Kontakt mit mir selber. Dadurch konnte ich mich mit meiner tiefen Traurigkeit auseinandersetzen und diese nach und nach heilen und damit wurde mein Asthma weniger. Es ging nun nicht mehr darum, das Asthma los zu werden, sondern das, was ich so vermisst, aber vernachlässigt hatte, wieder in mein Leben zu bringen: mein Herz wieder zu öffnen und die Liebe zu fühlen, die ich für mich und die Menschen um mich herum habe.

Ich erarbeitete mir eine liebevolle Beziehung zu mir selbst und von hier aus veränderte ich auch meine Lebensweise.

In meiner Ernährung fing ich mit simplen und praktischen Schritten an. Ich hörte auf, glutenhaltige Lebensmittel zu essen und Alkohol zu trinken. Dadurch verlor ich ca. 15 Kilo – was großartig war. Nach einer Weile erkannte ich aber, dass es nicht nur darum ging, meine Ernährung umzustellen, sondern vielmehr darum, die alten Verhaltensweisen und Themen zu klären.

Jedes Mal, wenn ich ein Thema geklärt hatte oder mich von emotionalen Reaktionen trennen konnte, nahm ich weiter ab.

Je mehr ich mich selbst achtete, desto mehr nahm auch meine Achtung für andere zu. Je mehr ich mich in Beobachtung übte, verstand ich Beweggründe und konnte mich von Bewertungen und Interpretationen freimachen. Je mehr ich mich auf die Gefühle, die ich hatte, einließ und mir Hilfe holte, wenn ich welche brauchte, umso mehr konnte ich mich nun auf mich verlassen. Je mehr ich mich selbst wertschätzte, umso mehr Verantwortung übernahm ich für mich und mein Leben, und die Pufferzone, die ich um mich herum als Abstandhalter und Schutzschild errichtet hatte, konnte weichen. Ich entdeckte meine innere Stärke, Schönheit und Echtheit wieder.

Heute wiege ich um die 62 Kilo und fühle mich großartig. Zurückblickend durfte ich erkennen, dass ich essen und trinken – wie so einiges anderes auch – benutzt hatte, um mich zu betäuben, um nicht den Schmerz meiner unerledigten Angelegenheiten und Problematiken wahrzunehmen und mich damit auseinanderzusetzen.

Immer noch entwickle ich eine wirklich gesunde und liebevolle Beziehung zu mir selbst und somit zum Leben. Aber ich bin sehr viel verspielter mit dem Thema heutzutage. Wenn ich jetzt z.B. bemerke, dass ich das Bedürfnis habe, mehr zu essen, obwohl ich de facto satt sein müsste, kann ich stoppen um hinzufühlen, was mich da so herausfordert oder was ich gerade nicht wahrnehmen will und was ich mit dem Essen betäuben möchte. Ich kann es mir anschauen, ohne mich zu verurteilen oder hart mit mir zu werden.

Was sich am meisten für mich geändert hat, ist gar nicht so sehr mein Aussehen, sondern vielmehr die Beziehung, die ich nun zu mir selbst habe.

Heute weiß ich, dass ich es bin, die tagtäglich die Entscheidungen trifft, die dann bestimmen, wie mein Leben verläuft und in was für einem Körper ich lebe und mich ausdrücke.

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  • Von Sandra Schneider, Heilpraktikerin (Psychotherapie), Business Coach (IHK), Tanz- und Ausdruckstherapeutin

    Mit Menschen im Kontakt zu sein und die gemeinsame Entwicklung zu fördern ist mir ein sehr natürliches Anliegen.