Meditation - Sprungbrett ins wahre Leben
Meditation - Sprungbrett ins wahre Leben
„Klack-Klack“ - der Klang von 2 aufeinander schlagenden Holzklötzen riss mich aus einem Tagtraum. Wo war ich? Was war das für ein höllischer Schmerz in meinen Knien? Ach ja, ich war im Meditationszentrum und wir waren damit beschäftigt, eine Sitz-Geh-Meditation zu praktizieren. 5 Minuten schweigend bewusst gehen, dann 30 Minuten sitzen und meditieren, immer im Wechsel. Der Meditationsleiter schlug mit speziellen Holzklötzen aufeinander, um die Wechsel einzuleiten. Durch die stundenlange Monotonie war ich in eine Art Trance geraten, halb wach, halb träumend.
Haben Sie auch schon Meditationen ausprobiert?
Viele traditionelle Yoga- oder buddhistische Zentren bieten Schnupper-Abende an. Meditationen haben Einzug in fast alle Bereiche der Welt gefunden. Heutzutage findet man unzählige Anleitungen zu Meditationen im Internet, für unterwegs, für zu Hause, im Liegen, im Sitzen, im Stehen, auf einem Bein, alles ist möglich.
Die meisten kennen auch den Effekt des wandernden Geistes, diese schier unbändige Gedankenflut, die mit nichts zu stoppen ist, als stünde man unter einem Wasserfall, und wohin auch immer man versucht zu flüchten, findet man sich nur wieder unter dem gleichen Wasserfall der sich aufdrängenden Gedankenflut.
Viele mögen daher die geführten Meditationen, bei denen eine angenehme Stimme eine gedankliche Reise anleitet. Das können Phantasie-Reisen zu entspannenden Südsee-Stränden sein oder Reisen nach innen durch den eigenen Körper oder oder…
Wozu wurde denn die Meditation ursprünglich mal erfunden?
Es wird gelehrt, dass sie tausende von Jahren alt sei. Brauchten die Menschen damals auch schon Entspannung vom Alltags-Stress?
Über den ursprünglichen Sinn der Meditation gibt es ebenso viele Mythen wie Meditationstechniken selbst.
Es gibt die sehr strengen Erzählungen, bei denen der Meditations-Schüler durch mehrere harte Jahre der Prüfungen gehen musste, um überhaupt vom Meditations-Lehrer als Schüler akzeptiert zu werden. Dann gibt es die mystischen Erzählungen, bei denen der Meditations-Meister seine Fähigkeit, den Geist zu bezwingen, auf magische Weise auf den auserwählten Schüler überträgt. Meditation, heißt es andernorts, braucht viele Leben, bis sie gemeistert werden kann, nach vielen Re-Inkarnationen des fleißigen und unerbittlichen Praktizierens, und ist auch dann nur eine Vorstufe zur Erleuchtung, wenn der gedankenlose Zustand der Meditation kontinuierlich im Alltag gehalten werden kann. Dies ist das überlieferte Ziel traditioneller Meditationstechniken: Erleuchtung.
Eines ist den Geschichten über Meditation gleich: Es scheint nichts zu sein, was man so leicht meistern kann, wenn man wirklich ernsthaft meditieren möchte, und nicht einfach nur an einer Phantasie-Reise interessiert ist.
Auch wenn ich einige gute Phantasie-Reisen und die damit verbundene Erleichterung im Körper kennen gelernt hatte, wollte ich heraus finden, was es mit der ‚richtigen‘ Meditation auf sich hatte. Denn schließlich versprachen die alten traditionellen Texte einen dauerhaften und glückseligen Zustand. ‚Ananda‘ heißt das auf Sanskrit (*altindische Gelehrtensprache), was so viel bedeutet wie ‚göttliche Wonne‘ - hörte sich nicht schlecht an, fand ich.
Ein Jahrzehnt lang habe ich studiert, praktiziert, meine Ernährung, mein Leben, mich selbst buchstäblich auf den Kopf gestellt, um Fortschritte in wahrer Meditation zu machen. Vergeblich. Ich schloss: Ich war für die Strapazen eines richtigen Yoga-Adepten scheinbar nicht geschaffen.
Nicht lange darauf begegnete mir die Gentle-Breath-Meditation™, die auf den ersten Blick in die Riege der geführten Meditationen fiel. Die Stimme war nicht so weich und das Tempo der An-leitung war nicht so langsam, wie ich es von anderen solcher Meditationen kannte, auch gab es keine Hintergrund-Musik. Irgendetwas war hier anders als alles, was ich je zuvor gemacht hatte. Und ich hatte unzählige Meditationen gemacht. Aber es erschloss sich mir nicht sofort, was anders war.
Auf den ersten Blick schien doch alles vertraut: Der Geist wird angeleitet, es wird ein Fokus angeboten, in diesem Fall auf die Atmung, etwas Körperwahrnehmung - auch nichts Neues - und die Augen wieder öffnen.
Und doch war etwas anders.
Die Gentle Breath Meditation bot mir keine Affirmationen an, wie z.B. „ich fühle mich entspannt und ruhig, ich habe Vertrauen in mich und das Leben…“ etc. Sie bot mir nur an, bei mir anzukommen. Dazu musste ich keine besondere Körperposition einnehmen, das fand ich einladend, aber mir wurde auch keine andere Aufgabe gegeben, außer sanft durch die Nase zu atmen.
Es war einfach. So einfach, dass ich nicht die gewohnte Erleichterung spürte wie sonst nach einer geführten Reise, wenn ich Ablenkung vom Alltags-Stress gefunden hatte. Ich spürte mich. Und das war zunächst konfrontierend. Da war nämlich kein Ananda, sondern Verspannungen, ein festgehaltener Bauch, und ziemlich miese Gedanken über mich selbst.
Jetzt saß ich da, machte die Gentle Breath Meditation, und hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, einfach pur mir selbst zu begegnen und zu spüren, in welcher Qualität ich gelebt hatte bis zu diesem Moment.
Mir wurde noch nicht mal gesagt, wie ich sanft zu atmen hatte, ich sollte auch noch selbst ent-scheiden, wie tief oder in welchem Tempo ich atme. Gleich konnte ich meine Ängstlichkeit darüber spüren, ob ich auch alles richtig machte. So wurde mir auf Anhieb deutlich, wie ich meinen Alltag lebte: In der ständigen Angst, Dinge hoffentlich richtig zu machen.
Neben dieser Erkenntnis bekam ich auch einen Eindruck von einer Qualität in mir, die eigentlich meine wäre, aber die ich nicht lebte.
Und ich kann sagen, das fühlte sich zum ersten Mal an wie eine wahre Meditation. Da war nichts Mystisches, kein wonnevoller Zustand, da war ‚nur’ eine Rückverbindung zu dem geschehen, wie ich eigentlich bin und sein möchte. Und es gab die Möglichkeit, das jetzt mit in den Alltag zu nehmen, oder nicht. Es gab eine Wahl. Das war das unmittelbare Geschenk der Meditation. Das war echt.
Die Affirmationen waren es nie gewesen. Es waren immer Sätze im Kopf geblieben, die leugne-ten, wie es wirklich in meinem Körper und in meinem Alltag aussah. Daher hatten sie mir nicht dauerhaft geholfen.
Bei der Gentle Breath Meditation war das Gegenteil geschehen. Ich konnte einfach spüren, was ich bin. Und dieses „was“, darüber konnte ich entscheiden. Das war entweder sanft („gentle“) oder etwas Anderes als sanft. Wirklich so einfach.
Wann immer ich im Alltag etwas spüre, von dem ich weiß, dass ich das nicht bin, wende ich die Meditation an, mittlerweile ohne Anleitung und ohne dazu den Alltag zu unterbrechen. Ich bringe meinen Atem zurück zu dem, was mich ausmacht, zurück zu einer wahren, beständigen Qualität in mir, und fahre fort mit dem, was ich tue.
Eine Meditation, die nicht als Flucht vorm Leben dient, sondern die ein Sprungbrett ins wahre Leben ist. Keine Aufnahme-Prüfung notwendig. Eine Meditation, die nicht perfektioniert oder gelernt werden muss, sondern gleich bei der ersten Anwendung ihre volle Wirkung entfaltet, weil sie dort abholt, wo man gerade steht.
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