Mein Leben – Entdecken, dass es mehr gibt…
Mein Leben – Entdecken, dass es mehr gibt…
Im Jahr 1970, ich war 16, hatte ich einen Verkehrsunfall. Der Fahrer wurde ins Krankenhaus einer anderen Stadt geflogen und überlebte nach mehreren Operationen, zwei der Mitfahrer starben und auch ich wurde für tot erklärt. Ich lag auf einem Bett mit einem Laken über meinen Kopf und Körper, dunkelblau von Kopf bis Fuß. Irgendwie entdeckte ein Krankenpfleger, dass ich doch noch lebte, aber nur noch so gerade - ich wurde mehrere Male wiederbelebt.
In der Zeit, in der ich für tot gehalten wurde, habe ich verschiedene Stadien erlebt, in denen ich nicht in meinem Körper war. Ich fühlte mich wie eine Feder durch die Luft schwebend, hinunter in ein Tal mit einem großen Wasserfall, es war ein sehr entspannter, ruhiger Zustand und als ich nach oben schaute, sagte ich mir, dass dort oben die Welt ist.
Ich sah meinen Körper auf einem Tisch liegen und habe mit meinem Freund (einem der Mitfahrer) kommuniziert und es war, als ob wir in dem gleichen Gehirn miteinander geredet haben, also ohne Zeitverschiebung, so als wären wir Eins. Er sagte, dass er nicht wieder in seinen Körper zurückgehe. Da war keine Emotion in der Kommunikation für mich oder ihn, nur totale Annahme und eine Stille in mir, die ich später Liebe nennen konnte.
Ich spürte, wie mein Herz wieder anfing zu schlagen. Ich war aber nicht erleichtert oder erfreut, denn ich fühlte starken Schmerz in meinem Nacken, der bis in den Kopf zog und dachte, dass ich lieber in dem anderen Zustand geblieben wäre, ohne diese Schmerzen, frei vom Körper.
Heute weiß ich, dass dieser Wunsch es mir sehr schwer gemacht hat, meinen Körper anzunehmen und zu lernen, mich selbst zu lieben.
Bis ich über 60 war, habe ich immer wieder neue Erkenntnisse darüber gehabt. Durch die Erlebnisse während des Unfalls war es später im Leben immer sehr einfach für mich, energetisch aus meinem Körper auszusteigen und mich von mir selbst zu entfernen, den Schmerz nicht mehr zu fühlen und in eine angenehme Scheinwelt auszuweichen. In der spirituellen Welt, in der ich mich lange bewegte, gab es genügend Methoden dafür – z.B. visuelle Meditation.
Im Krankenhaus fühle ich, wie ich über meinem Körper schwebe, ich sehe meinen Körper im Bett liegen und meine Mutter steht daneben. Ich fühle mich super glücklich und frei und rede mit meiner Mutter: “Schau mal wie leicht und glücklich ich bin“, ich möchte ihr zeigen wie gut es mir geht und wie froh ich bin. Doch dann sehe ich das besorgte Gesicht meiner Mutter, ihren zusammengekniffenen Mund, sie ist sehr traurig und leidet offensichtlich sehr; mein Vater war zwei Jahre vorher aufgrund eines Autounfalls gestorben. Es schockiert mich, dass sie mich nicht sehen kann und dann fühle ich gar nichts mehr.
Nach drei Monaten erlangte ich mein Gedächtnis wieder und war wieder bei vollem Bewusstsein.
Zu dieser Zeit war ich noch so jung und war sicher, dass ich eingesperrt würde, falls ich jemals über diese überirdischen Erfahrungen sprechen würde. Die Menschen sahen mich nach dem Unfall anders an und ich konnte fühlen, dass fast jeder ständig log, weil der Gesichts- und Körperausdruck nicht mit dem übereinstimmte, was sie dachten oder fühlten. Ich begann, mich selbst zu hinterfragen und fühlte mich in dem Gedanken gefangen, dass etwas mit mir nicht stimmte.
Seit dieser Zeit habe ich innerlich gelitten, im ständigen Bemühen nach dem 'wirklichen Ich' zu suchen und eine Verbindung mit der Schönheit und der Stille herzustellen, die ich damals nach dem Unfall erfahren hatte, aber nicht fähig war, mit anderen zu teilen. Innerlich hatte ich immer ein tiefes Sehnen nach diesen Gefühlen von Freiheit und Liebe, ohne Emotionen und Angstlosigkeit. Ich versuchte intensiv, Licht und Liebe in der Hässlichkeit der Welt zu finden. Ich war zu dieser Zeit erst 23, wusste aber, dass ich Harmonie nur finden kann, wenn ich mich selbst finde. Ich wusste nur nicht, was das meinte und wie es gehen könnte.
Ich studierte alte Schriften, das Gehirn, versuchte geistige Krankheiten zu verstehen, las Rabindranath Tagore, das Tibetische Totenbuch und das Buch Siddhartha von Hermann Hesse brachte mich zur Meditation. Dann, in 1975, hatten zwei meiner Freunde einen tödlichen Autounfall und ich suchte einen Psychologen auf, um mit den Gefühlen fertig zu werden, die dieses Ereignis in mir auslöste. Er nutzte Tarot Karten und andere unkonventionelle Methoden, um mir beim Lösen meiner Probleme zu helfen. Ich begann, mich besser zu fühlen und realisierte, dass sogar meine Migränen psychologische Haltemuster und Probleme waren. Doch dann brach der Psychologe mein Vertrauen und ich konnte nicht weitermachen mit der Therapie.
Ich fand es schwierig, in Deutschland zu leben und fühlte, dass jeder so beschäftigt war, niemand richtig zuhören wollte oder daran interessiert war, tiefer in seine Persönlichkeit / Seele oder seine einengenden Überzeugungen zu schauen. Wenn ich über meinen Autounfall sprach, bekam ich immer eine starke Migräne und ich fragte mich ständig, warum wir hier sind und dass doch mehr zum Leben gehört, als nur Arbeit und Geld.
Ich sagte mir: “Okay, mein Leben ist meine Verantwortung und ich muss mich selbst finden, bevor ich anderen helfen, Kinder bekommen oder weiterleben kann – es muss doch irgendwo eine Antwort geben.”
Es kam der Punkt, an dem ich entschloss, alles zu verkaufen und Deutschland zu verlassen und als mein Flug nach Australien storniert wurde, flog ich nach Indien, um mich selbst zu finden. Ich fand einen indischen Lehrer, bei dem ich fühlte, dass er mich so wie ich war akzeptierte. Alles, was er sagte, machte Sinn und ich vertraute ihm. Aber auf einer Ebene schien er unerreichbar zu sein, er war ja der Lehrer und saß auf einem Podest.
Die Frage ‚Wer bin ich?‘ war ein großer Teil seiner Lehren und ich nahm an allen möglichen Gruppen, Meditationen (aktiv und still) teil, saß tagelang in einem schwarzen Raum, ohne zu wissen ob es Nacht oder Tag war, lag in einem Samadhi Tank (ein Tank mit Salzwasser), nahm an Therapiegruppen und Kursen teil und arbeitete auch in dem Ashram. Es war eine sehr wichtige und augenöffnende Zeit und ich machte sehr viele Erfahrungen, doch ich fühlte mich nicht mit den Menschen um mich herum verbunden. Ich stellte eine Frage über meinen Autounfall und die Loslösung von meinem Körper, die auch in der Halle vor allen Anwesenden beantwortet wurde. Die Antwort lautete, dass ich gesegnet sei, dass ich diese Erfahrung hatte, dass ich weiß, dass ich nicht mein Körper bin. Zu wissen, dass ich Bewusstsein bin und dass dies alles ist, was ich von einem Lehrer lernen kann. Dass es nicht wichtig ist, ob ich in Bombay, Hamburg oder Sydney bin, weil ich das gleiche Bewusstsein überall bin.
Doch ich wusste, dass irgendetwas nicht wahr war und dass etwas fehlte. Ich fühlte mich immer noch am falschen Platz, wo immer ich auch war und fühlte mich fremder als je zuvor.
Wenn meine Erfahrung so phantastisch war, warum fühlte ich mich dann nicht so?
Seit dem Unfall habe ich gefühlt, dass das Gefühl vermeintlicher Liebe nicht Liebe ist, weil so viele Erwartungen und Emotionen damit verbunden sind. Für mich war Liebe das totale Annehmen von dem was ist, ohne etwas zu verändern oder Worte und Beschreibungen dafür zu finden. Ich wusste immer, dass Liebe ein tiefes inneres Gefühl ist, das noch nicht einmal wirklich Gefühl genannt werden kann und sobald es in Worte gefasst wird, sich all die bisher erlebten und erfahrenen Emotionen, welche Reaktionen sind, an das Wort Liebe heften.
Nach meinen Reisen durch Indien und Asien besuchte ich Australien, blieb und lebe nun seit fast vierzig Jahren hier. Ich erkannte, dass die Art, wie ich lebe auch die gleiche Art sein kann, wie ich sterbe und wie ich in die nächste Phase übergehe. Aber wie macht man das?
Also akzeptierte ich, dass ich allein bin und begann, einen neuen Beruf zu lernen. Ich qualifizierte mich als Cranio-Sakral-Therapeutin. Während der Sitzungen merkte ich, dass ich durch Stille und tiefes Nach-innen-Gehen, Fühlen des Cranio-Rhythmus und ohne den Menschen vor mir zu bewerten, sehr nahe an das kam, wonach ich suchte. Tiefe Heilungen fanden statt. Wenn ich nicht in einer Sitzung war, fühlte ich mich etwas verloren und nicht verbunden, weil die Menschen um mich herum mich nicht verstehen konnten, und ich war nicht wirklich interessiert an all den Dingen und Projekten, mit denen sich die Leute in der Regel beschäftigten.
So lebte ich viele Jahre mit dem Gefühl, nicht ganz präsent im Körper zu sein, nicht vollständig zu leben. Ich wartete auf etwas, ein Zeichen für den nächsten Schritt, der mir Klarheit und eine Verbundenheit mit etwas bringen würde...
2015 flog ich nach Vietnam, um meine beste Freundin aus Deutschland dort zu treffen, mit der ich seit dem Gymnasium eng befreundet war. Sie nahm an einem Retreat teil und wir verbrachten vor dem Beginn des Retreats Zeit miteinander. Ich traf viele deutsche Retreat-Teilnehmer und fühlte mich sofort mit ihnen verbunden, obwohl ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es war für mich sehr erstaunlich, dass es möglich war, solch offenherzige Unterhaltungen mit Menschen zu haben, die ich kaum kannte. Ich flog zurück nach Australien als das Retreat begann und entschied, dass ich im nächsten Jahr selbst teilnehmen würde.
In diesem Retreat habe ich Serge Benhayon getroffen. Ich teilte Serge während einer Präsentation meine Erfahrungen mit, wie ich damals nach dem Autounfall das Gefühl gehabt hatte, mit meinem Freund im gleichen Raum zu sein, in einem wunderbaren freien Gefühl von nicht emotionaler Liebe und, dass ich mich anscheinend entschlossen hatte, wieder in meinen Körper zurückzugehen und er in diesem Raum bleiben wollte. So kam er nicht wieder und ich akzeptierte seine Entscheidung. Serge sagte, dass wir - egal was wir für Entscheidungen treffen - immer von Gott und Der Hierarchie gehalten werden und sie für alle sorgen.
Ich fühlte mich auf eine Art und Weise akzeptiert und gesehen wie nie zuvor. Ich verstand, dass das, wonach ich suchte, die Verbindung zu meiner Seele war. Ich wusste, dass dies die Antwort war und, dass ich durch die Lehren, die durch Serge kommen, lernen und in einer Weise leben konnte, nach der ich mich immer gesehnt hatte.
Seit dieser Zeit habe ich Bücher gelesen und an Kursen teilgenommen, die von Serge geleitet werden, habe die Gentle Breath Meditation® gemacht und Vorträge gehört, in denen es darum ging, meine Unvollkommenheit und vor allem meine Schönheit und Größe zu akzeptieren und allem und allen mit Verständnis zu begegnen. Ich lernte, wie wichtig mein Selbstwert ist und der Wahrheit, die ich fühlen kann, zu vertrauen.
Ich fühle mehr Sinn im Leben und Liebe in meinem Körper – ich fühle oft, wie sich mein Herz voll Freude immer weiter ausdehnt. In diesen Momenten fühle ich die Bestätigung, dass ich mit meinem Innersten, meiner Essenz verbunden bin und ich kann mich selbst feiern. Einfach so!
Letztes Jahr, als ich an einer Ampel stoppte und das Auto hinter mir statt zu bremsen mich in die Mitte einer großen Kreuzung schob, fühlte ich meine Hände am Lenkrad und wie mein Körper in den Sitz gedrückt wurde; mein ganzer Körper kribbelte. Ich dachte “na Mann, dieses Auto ist super, ich fühle mich total unterstützt”. Außer einem kleinen Schock und Schaden am Auto war nichts Schlimmeres passiert.
So hat sich der Kreis für mich geschlossen – angefangen mit dem Verlassen meines Körpers bis jetzt, da ich mein Leben ganz in meinem Körper erlebe und das als die Wahrheit annehmen kann. Ich weiß, dass es eine Wahrheit gibt, die von meinem Körper kommt. Es ist mittlerweile eine Freude in meinem Körper zu sein – ich muss nicht mehr außerhalb von mir nach Antworten suchen.
Ich kann zum ersten Mal ich selbst sein und fühle mich frei. Ich fühle mich nicht mehr so verloren und zuweilen geschieht zauberhaftes in meinem Leben und meiner Arbeit und ich vertraue darauf, dass ich von der Hierarchie gehalten werde. Ich weiß, dass ich, wenn ich lerne, in jedem Moment in meinem Körper verbunden zu sein, so sterben werde, wie ich gelebt habe und in die nächste Phase des Seins übergehe.
Ich weiß nun, der Übergang ist wie ein Schritt über die Schwelle. Serge hat mir geholfen zu sehen, dass meine Erfahrungen mir den Weg zeigen und dass kein Grund zur Angst besteht. Ich werde von der Hand Gottes gehalten. Alles was es braucht ist, wahrhaftig zu bleiben, so gut es mir gelingt und mir zu erlauben, in jedem Moment die Wahrheit zu fühlen.
Jetzt beginnt mein Leben erstmal von Neuem, während ich beginne, die Livingness zu leben und mehr über die energetische Wahrheit zu erfahren und zu praktizieren. Ich kann fühlen, dass der Tod die Feier eines Lebens sein wird, dass ich in Anmut und Wahrheit gelebt habe. Ich werde in der gleichen Weise sterben, wie ich lebe und es wird ein wunderbarer Schritt sein in einen neuen Zustand des Seins, in dem noch so viel mehr möglich ist.
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