Wie die Qualität unseres Atems unseren Alltag prägt.

Wir atmen, unser Herz schlägt, wir leben. Dieses große Wunder des Lebens und die natürliche Intelligenz unseres Körpers nehmen wir oft nicht wirklich wahr. Ohne zu atmen, können wir nicht leben. Aber unser Atem bedeutet noch viel mehr als nur Sauerstoffzufuhr.

Wenn wir darauf achten, merken wir, dass unser Atem oft durch unsere Gefühle oder unsere Gedanken beeinflusst oder sogar beeinträchtigt wird. Das Atmen kann z.B. beschwerlich werden, wenn man Angst hat oder sich große Sorgen macht. Wir haben manchmal das Gefühl, es verenge sich der Brustkorb. Oder wir regen uns auf, sind vielleicht wütend und wir atmen unregelmäßig, abrupt und schnell. Oft sind wir uns nicht wirklich bewusst, wie wir atmen und merken dann vielleicht, dass wir plötzlich zwischendurch einen tiefen Atemzug nehmen müssen, weil wir so angestrengt mit etwas beschäftigt waren, dass wir sehr flach oder sehr wenig geatmet haben. Wir hatten nicht nur vergessen zu atmen, sondern auch, unseren Körper bewusst zu fühlen.

Ich habe in meinem Leben viel Zeit in meinen Gedanken verbracht und dabei oft nicht gemerkt, wie ich atme oder dass mein Körper überhaupt geatmet hat.

Ich habe oft für eine Weile so flach geatmet, dass es mir wie ein Wunder erschien, dass mein Körper mit so wenig Sauerstoff funktionieren konnte.

Auch heute merke ich, dass ich z.B. beim Saubermachen, Spazierengehen oder bei Gartenarbeiten oft nicht bewusst im Körper bin, sondern irgendwo ganz woanders in meinen Gedanken oder total fokussiert auf das Resultat meiner Arbeit.

Genauso ist es auch, wenn ich emotional in etwas verstrickt bin oder mich in einer Situation stressen lasse. Das hat einen großen Einfluss, nicht nur auf meinen Atemrhythmus, sondern auch auf meinen ganzen Körper. Er verspannt sich, mit harten Schultern und einer starren Haltung, die freies Atmen und den harmonischen Fluss meiner Bewegungen sehr einschränken.

In letzter Zeit wird mir diese verspannte Art meiner Haltung und Bewegungen immer öfter bewusst und ich stoppe, richte meinen Körper auf, lasse alle Gedanken los und erlaube meinem Körper, sich zu entspannen und zu atmen, ganz so wie er es braucht und möchte. Es ist erstaunlich, wie allein schon die bewusste Verbindung zum Atmen den Körper von Stress und Verspannungen befreien kann. Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf das Atmen lenke und bewusst meinen Rücken entspannt und aufrecht halte, meinen Brustkorb öffne und die Luft sanft und gleichmäßig hinein und hinaus fließen lasse, ist es eine richtige Befreiung und ich kann auch die Schultern mehr und mehr fallen lassen. Es beruhigt und entspannt sich nicht nur mein Körper, sondern auch meine Gedanken und Gefühle werden ruhiger und ich gewinne eine objektivere Perspektive für das, was mich eventuell bis eben gestört oder beunruhigt hat.

Ich habe die Beziehung zu meinem Körper und meinem Atem weiter vertieft und erfahren, dass bewusstes Atmen nicht nur ein ideales Mittel zur Entspannung und Verbindung zu meinem Körper ist, sondern ein Schlüssel zu viel mehr. Ja, ich kann mich selbst mehr fühlen, doch wenn ich tief mit mir und meinem Atem verbunden bin, eröffnet sich noch mehr.

Die Qualität des Atems ist dabei entscheidend - wenn ich bewusst und sanft ein- und ausatme und die Qualität meines Atems fühle, kann ich diese liebevolle Qualität schließlich in meinem ganzen Körper fühlen. Und ich fühle, wie ich Teil eines viel größeren Ganzen bin - eine grenzenlose Einheit, die durch mein Atmen erleb- und fühlbar wird.

Dadurch, dass ich im Alltag mehr und mehr darauf achte und diese Momente der Rückbesinnung zu der Qualität meines Atems eingehe, gelingt es mir immer häufiger, die Verbindung zu MIR zu halten und mich dadurch weniger von äußeren Geschehnissen beeinflussen zu lassen.

Dann ist es viel einfacher für mich, in jeder Situation mein Bestes zu geben, ohne Stress und ohne Erwartungen. Seit ich mehr meinen eigenen Atem atme, ist mein Leben sehr viel harmonischer, im Einklang mit meiner Umwelt und weniger angsterfüllt oder stressig. Und das einfach nur, weil ich mich bewusst für eine Qualität entscheide, die meiner wahren Natur entspricht und die ich mit Hilfe meiner Atmung in meinem Körper lebendig werden lasse und pflege. So einfach, so natürlich und doch so viel mehr.

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AtemBewusste PräsenzGentle Breath MeditationSanfter Atem

  • Von Regina Perlwitz

  • Foto: Steffi Henn